Article
Robotisch-assistierte, retroperitoneale Residualtumorextirpation – der infraumbilikale, transperitoneale Zugang
Search Medline for
Authors
Published: | June 20, 2023 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die robotisch-laparoskopische, retroperitoneale Lymphknotendissektion gilt mittlerweile als etabliert und ist der offen-chirurgischen in Bezug auf Risiken und Nebenwirkungen überlegen. Allerdings weist der retroperitoneale Zugangsweg von lateral einige Limitationen in Bezug auf die kontralaterale und interaortocavale Dissektion auf. Im Folgenden wird eine robotisch-laparoskopische retroperitoneale Residualtumorextirpation mit infraumbilikalem, transabdominellem Zugangsweg vorgestellt.
Methode: Bei einem 30-jährigen Patienten mit Teratom zum Übergang in einen gemischten Keimzelltumor nach inguinaler Ablatio testis rechts 08/2021 und adjuvanter Polychemotherapie nach PEB-Schema zeigte sich eine Größenprogredienz der interaortocavalen Lymphknotenmetastase von 1,5 cm auf 2,0 cm (TNM: pT1, cN1, L0, V0, Pn0, G3, lokal R0, S0, CS IIA, keine Rete testis Infiltration). Hierdurch entstand die Indikation zur Residualtumorextirpation. Dies führten wir am 27.05.2022 mithilfe des DaVinci® Surgical Operationssystems „Xi“ durch. Der Patient wurde in 30° Trendelenburg-Rückenlagerung gebracht. Die vier robotischen Trokare wurden 4 cm unterhalb des Nabels auf einer horizontalen Linie eingebracht und der DaVinci®-Patientenwagen linksseitig positioniert mit Sicht nach cranial. Ein Assistententrokar wurde 8 cm unterhalb des Nabels auf der Medianlinie eingebracht. Zugang zum Retroperitoneum erfolgte durch Inzision des hinteren Peritoneums medial des Zökums bis zum Ligamentum Treitz. Mithilfe der Cadier-Pinzette konnte die entstandene Peritoneallippe hochgehalten, Darmschlingen geschützt und der Retroperitonealraum etabliert werden. Ein Repositionieren oder Umdocken bei der Lymphknotendissektion war nicht nötig. Zur Erhebung postoperativer Outcomeparameter erfolgte die Sichtung und Aufarbeitung klinischer, laborchemischer, apparativer und histopathologischer Befunde.
Ergebnisse: Die gesamte Operationsdauer betrug 1 h 48 min, davon 57 min Konsolenzeit. Der Blutverlust betrug 50 ml, ohne Komplikationen intraoperativ. Postoperativ zeigten sich keine Nebenwirkungen ≥3a nach Clavien Dindo. Blasenkatheter, sowie abdominelle Drainage (60 ml) konnten am Folgetag entfernt und der Patient nach 3 Tagen entlassen werden. Es gab keine Wiederaufnahme innerhalb von 30 Tagen postoperativ. Im 9-Monats-Follow-up zeigt sich weiterhin Rezidivfreiheit. Die endgültige Histopathologie bestätigte eine Metastase des Teratoms mit Übergang in einen gemischten Keimzelltumor (pT1, pN1 (1/7), L0, V0, Pn0, G3, lokal R0, S0, CS IIA).
Schlussfolgerungen: Der infraumbilikale, transabdominelle Zugang bei der robotisch-laparoskopischen, retroperitonealen Lymphadenektomie weist wenig Limitationen auf und ist insbesondere bei interaortocavaler oder bilateraler Lymphknotendissektion dem lateralen retroperitonealen Zugang vorzuziehen.