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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Sexuelle Aktivität, Lebensqualität und vaginaler Prolaps nach radikaler Zystektomie bei Frauen

Meeting Abstract

  • Maren Wenk - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Urologie und Urochirurgie
  • F. Wessels - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Urologie und Urochirurgie
  • N. Westhoff - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Urologie und Urochirurgie
  • S. Berlit - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
  • B. Liedl - Urologische Klinik München-Planegg, Zentrum für rekonstruktive Genitalchirurgie
  • M. Michel - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Urologie und Urochirurgie
  • B. Grüne - Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Urologie und Urochirurgie
  • M. Kriegmair - Urologische Klinik München-Planegg, Zentrum für rekonstruktive Genitalchirurgie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV2.2

doi: 10.3205/23swdgu012, urn:nbn:de:0183-23swdgu0125

Published: June 20, 2023

© 2023 Wenk et al.
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Text

Zielsetzung: Bewertung von Sexualfunktion, Vaginalprolaps-Symptomen und Lebensqualität (QoL) von Frauen mindestens 6 Monate nach radikaler Zystektomie (RC) mit Hilfe von validierten Fragebögen und POP-Q-Messung (Beckenorganprolaps-Quantifizierung).

Materialien und Methoden: Eingeschlossen wurden Patientinnen, die sich aufgrund eines Urothelkarzinoms der Harnblase einer radikalen Zystektomie in unserem tertiären Versorgungszentrum unterzogen haben (Januar 2008 bis März 2022). Die Daten wurden anhand eines Fragebogens erhoben, der aus 13 selbst-entworfenen Fragen und drei validierten Fragebögen (ICIQ-VS Teil A, PISQ-IR, EORTC QLQ – C30/BLM 30) bestand. Die Patientinnen wurden im Falle ihres Einverständnisses mittels vaginaler POP-Q-Messung untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 322 Patientinnen ermittelt, von denen 193 noch am Leben waren. 54 Patientinnen waren lost to follow-up und 43 mussten ausgeschlossen werden, so dass 96 Patientinnen zur Teilnahme an der Studie eingeladen wurden. 35 Patientinnen konnten eingeschlossen werden, 17 davon stimmten einer vaginalen Untersuchung zu. Fünf Patientinnen (14,3%) berichteten über eine Behandlung aufgrund von Beckenorganprolaps vor der RC. Insgesamt waren die vaginalen Beschwerden gering (ICIQ-VS 6,17 + 5,37). 12 Patientinnen (34,3%) berichteten, sexuell aktiv (SA) zu sein, 23 Patientinnen (65,71%) waren nicht sexuell aktiv (NSA). Der mediane Gesamtwert für SA-Patienten im PISQ lag bei 3,79 (3,60–4,14). Die Domäne „partner-related“ hatte den größten Einfluss darauf, warum Patientinnen nicht sexuell aktiv waren, während „condition-impact“ am niedrigsten bewertet wurden. Bei der POP-Q-Messung wurde kein apikaler Prolaps festgestellt, 6 Patientinnen (35,3%) hatten einen anterioren und 14 Patientinnen (82,4%) einen posterioren Prolaps. Das höchste gefundene Prolapsstadium war Stadium 2. Patientinnen mit inkontinenten und kontinenten Harnableitungen wurden hinsichtlich ihrer POP-Stadien, der Sexualfunktion und der Lebensqualität verglichen: Für keine der Variablen wurden signifikante Unterschiede gefunden (alle p > 0,05). Beim Vergleich des chirurgischen Ansatzes (keine vaginale Schonung vs. Schonung) wurden signifikante Unterschiede nur bei den PISQ-Subskalen NSA-global-quality und NSA-condition-impact festgestellt (signifikant höhere Werte nach vaginaler Schonung, p = 0,01 bzw. p = 0,02).

Schlussfolgerungen: In dieser Studie wurde zum ersten Mal eine standardisierte und strukturierte Vaginaluntersuchung in Kombination mit validierten Fragebögen und PROMs (patient related outcome measures) verwendet, um Lebensqualität, Sexualfunktion und Vaginalprolaps nach RC bei Frauen zu evaluieren. Anteriorer und posteriorer Vaginalprolaps waren häufig, die Prolapsstadien jedoch eher gering und die Symptome nicht störend. Die Art der Harnableitung, die POP-Q-Stadien und die Tumorstadien zeigten in den validierten Fragebögen keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Sexualfunktion, die Lebensqualität und die Prolapsbeschwerden, während ein Scheiden-schonender Ansatz nur in zwei Subskalen signifikante Unterschiede zeigte.