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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Evaluation und Verbesserung der Frühkontinenz nach radikaler Prostatektomie (RP) unter Berücksichtigung der Gesamtausscheidungsmenge während der fachurologischen Anschlussrehabilitation (AHB)

Meeting Abstract

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  • Marius Cristian Butea-Bocu - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH
  • B. Beyer - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH
  • G. Müller - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV1.8

doi: 10.3205/23swdgu008, urn:nbn:de:0183-23swdgu0082

Published: June 20, 2023

© 2023 Butea-Bocu et al.
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Einleitung: Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Empfehlungen zur Trinkmenge nach RP haben wir uns die Frage gestellt, inwiefern bei Patienten nach RP eine Korrelation zwischen Urinverlust und Tagesausscheidungsmenge besteht und was eine optimale Empfehlung zur Trinkmenge bei Post-Prostatektomie-Inkontinenz (PPI) darstellt.

Methode: Patienten nach RP, die eine stationäre AHB innerhalb von 100 Tagen postoperativ in Anspruch genommen haben, wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen. Zum Aufnahmezeitpunkt (T1) sowie zur Entlassung (T2) aus der AHB wurde die Kontinenzsituation der Patienten durch einen 24-h-Vorlagen-Test, den ICIQ-Fragebogen und ein Miktionsprotokoll evaluiert. Zur Identifikation von Prädiktoren für den Urinverlust wurden zudem bekannte mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Begleiterkrankungen, BMI, Operationsmethode, Nerverhaltung und die Gesamturinausscheidungsmenge in die lineare Regressionsanalyse eingeschlossen.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 01.2021 bis 12.2021 konnten die Daten von 3.432 Patienten ausgewertet werden. Eine AHB nach RP wurde im Median nach 19 Tagen postoperativ angetreten. Das mediane Alter lag bei 67 (IQR 61–71) Jahren. Eine Nerverhaltung wurde bei 80,6% der Patienten beschrieben. In 72% der Fälle wurde der Eingriff robotisch assistiert durchgeführt. Die Tagesausscheidungsmenge über 24 Stunden gemessen lag im Median bei 1.930 (IQR 1.481–2.450) Gramm (g). Dabei lag der mediane Urinverlust bei 26 (0–279) g wobei im Median 4 (IQR 2–6) Inkontinenzeinlagen vorgelegt wurden. Die Altersgruppe ≤59 Jahre hatte mit im Median 3 (IQR 0–94) g den geringsten Urinverlust verglichen mit der Gruppe zwischen 60–69 Jahren mit 17 (0–258) g und der Gruppe ≥70 Jahre mit 94 (3–519) g, p<0,05. Im AHB-Verlauf zeigte sich eine signifikante Zunahme vollständig kontinenter Patienten (T1: 17,9% zu T2: 34,2%; p<0,05). Der Anteil an Patienten mit starker Inkontinenz (ICIQ ≥11) nahm signifikant ab (T1: 45,2% zu T2: 27,5%; p<0,05). Patienten mit Vorlagenbedarf und einer Tagesausscheidungsmenge von 2–3 Liter (10,0%) zeigten die besten Kontinenzraten gemäß ICIQ verglichen mit <2 (7,5%) Liter und >3 (8,2%) Liter über 24 Stunden. Von den oben genannten Einflussfaktoren zeigte in der Regressionsanalyse lediglich der BMI keine statistische Signifikanz.

Schlussfolgerung: In der stationären fachurologischen AHB konnten deutliche Verbesserungen der Kontinenz erreicht werden. Zur adäquaten Beurteilung der Frühkontinenz ist ein 24-h-Vorlagen-Test essentiell und das Führen eines Miktionsprotokolls ein hilfreiches Instrument. Der ICIQ-Fragebogen hingegen ist zur Differenzierung der Ausprägung einer Inkontinenz zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend sensitiv. Für Patienten mit PPI nach RP ist eine Ausscheidungsmenge von 2–3 Liter am Tag empfehlenswert.