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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Evaluation alternativer Biopsieschemata bei der MRT-basierten Biopsie der Prostata. Kann die Entnahme systematischer Zylinder optimiert werden?

Meeting Abstract

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  • Sofia Koutrolikou - St. Elisabethen-Klinikum
  • H. Roller - St. Elisabethen-Klinikum
  • F. Jentzmik - St. Elisabethen-Klinikum

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV1.5

doi: 10.3205/23swdgu005, urn:nbn:de:0183-23swdgu0052

Published: June 20, 2023

© 2023 Koutrolikou et al.
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Einleitung: Die deutschen S3-Leitlinien empfehlen die Durchführung einer multiparametrischen MRT (mpMRT) bei V.a. Prostatakrebs. Bei Nachweis karzinomverdächtiger Läsionen (PI-RADS 3–5), wird zudem eine kombinierte Biopsie aus gezielten MRT-basierten und systematisch entnommenen Zylindern empfohlen. Diese Kombination erzielt die höchsten Detektionsraten, steigert aber auch die Rate an insignifikantem Prostatakrebs, verglichen mit einer gezielten Biopsie. Im Vergleich zur prä-mpMRT-Ära nimmt die Anzahl an entnommenen Stanzzylindern zu, was die Morbidität und die Kosten der Prozedur erhöhen kann.

Methode: An unserem Zentrum wurden 270 Patienten untersucht, die eine leitlinienkonforme, kombinierte Prostatabiopsie nach positivem mpMRT zwischen 04/2019 und 12/2021 erhielten. Retrospektiv wurden hypothetische Biopsieschemata mit einer verminderten, systematischen Stanzzylinderanzahl untersucht. Der primäre Endpunkt war die Diagnose von klinisch signifikantem Prostatakrebs (csPC = Gleason-Score ≥ 3+4). Die Referenzen waren das Ergebnis des Goldstandards, sowie das Ergebnis der postoperativen histopathologischen Untersuchung bei operierten Patienten (n = 107). Die untersuchten Biopsieschemata waren eine gezielte Biopsie (TB) in Kombination mit einer ipsilateralen, systematischen Biopsie (Ipsi-SB), einer kontralateralen, systematischen Biopsie (Kontra-SB) oder einer reduzierten, systematischen Biopsie (6 anstatt 12 Zylinder) (RSB).

Ergebnisse: Das mediane Alter und der PSA-Wert waren 68,5 Jahre (± 8,0) bzw. 7,9 ng/ml [IQR 5,6–11,2]. 71,1% (n = 192) der Patienten waren Biopsie-naiv. Im Durchschnitt wurden 17,4 (± 2,0) Stanzzylinder entnommen. Der Goldstandard detektierte in 56,3% (152/270) ein csPC. Die Schemata der Ipsi-SB und Kontra-SB wurden bei Patienten mit einseitigen Läsionen untersucht (225/270). Die Sensitivitäten für eine csPC-Detektion in Bezug auf den Goldstandard betrugen für die Ipsi-SB, die Kontra-SB und die RSB 98,2% [95%-KI 93,7–99,8], 96,4% [95%-KI 91,1–99,0] und 96,7% [95%-KI 92,5–98,8]. Im Vergleich zum postoperativen Ergebnis wurden Sensitivitäten von 92,2% [95%-KI 83,8–97,1], 90,9% [95%-KI 82,2–96,4] bzw. 91,0% [95%-KI 84,7–96,5] für die Ipsi-SB, die Kontra-SB und die RSB erreicht.

Schlussfolgerung: Alle Strategien führten zu einer Reduktion von sechs Biopsiezylindern pro Sitzung bei akzeptablen Sensitivitäten. Die Ipsi-SB zeigte die vielversprechendsten Ergebnisse und könnte als Alternative zum Goldstandard diskutiert werden. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass der Nachweis von csPC am ehesten durch Zylinder aus der periläsionalen Region („Penumbra“) der suspekten Läsion gelingt. Potenzielle Zielverfehlungen und das regelmäßige Unterschätzen der Läsionsgröße in der mpMRT können Gründe hierfür sein. Das Konzept einer periläsionalen Biopsie, worunter auch die Ipsi-SB fällt, scheint zukunftsfähig und sollte weiter untersucht werden.