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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Harnleiterersatz mittels Ileuminterponat – eine individuelle Therapieoption bei metachronem Urothelkarzinom des mittleren Harnleiters und operativer Einzelniere

Meeting Abstract

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  • C. Schmidt - Urologische Klinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
  • P. Bader - Urologische Klinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
  • A. John - Urologische Klinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
  • D. Teber - Urologische Klinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV10.6

doi: 10.3205/22swdgu096, urn:nbn:de:0183-22swdgu0968

Published: May 10, 2022

© 2022 Schmidt et al.
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Einleitung: Das Urothelkarzinom zählt als zweihäufigste Tumorentität des Urogenitaltrakts, das sich zu 90–95% in der Harnblase manifestiert. Etwa 5–10% der Urothelkarzinome befinden sich im oberen Harntrakt, davon 3% im Bereich des Harnleiters. Der therapeutische Referenzstandard des Urothelkarzinoms des oberen Harntrakts ist die radikale Nephroureterektomie mit Blasenmanschette.

Kasuistik: Hier dargestellt werden soll der Fall eines aktuell 69-jährigen Patienten mit multilokulärem oberflächlichem Urohtelkarzinom der Harnblase und im oberen Harntrakt beidseits. 2011 erfolgte auswärts die Erstdiagnose eines Urothelkarzinoms des linken Harnleiters. Es erfolgte eine Nephtektomie mit Harnleiterabsetzung bis zur Gefäßkreuzung (pTa G1 L0 R0). 2013 zeigte sich in der Tumornachsorge zystoskopisch ein Tumorrezidiv. Die transurethrale Resektion der Harnblase ergab ein multilokuläres Urothelkarzinom der Harnblase mit Befall der prostatischen Harnröhre und im Bereich des verbliebenen linken Harnleiterostiums (mpTa, RX, G1). Bei unauffälligem Staging erfolgte die transurethrale Nachresektion der Harnblase (TURB-N) ohne Nachweis eines Resttumors sowie die offene Resektion des verbliebenen Ureterstumpfes links mit Blasenmanschette (Histologie des Harnleiterstumpfs: pTa L0 R0 G1). 2015 zeigte sich erneute ein Tumorrezidiv in der Harnblase (pTa R0 G2). Die TURB-N war ohne Malignitätsnachweis. 2021 zeigte sich ein erneutes Harnblasentumorrezidiv (pTa R0 G2) sowie CT-morphologisch ein Nachweis einer ca. 3 cm großen Raumforderung im mittleren Harnleiter rechts. Die diagnostische Harnleiterspiegelung mit Biopsieentnahme ergab ein nichtinvasives, low-grade, papilläres Urothelkarzinom (pTa G1). Die Stufenzytologie war unauffällig. Angesichts der Größe des Befunds im Harnleiter hielten wir eine Laserbehandlung nicht für sinnvoll und entschieden uns für den Harnleiterersatz entsprechend des Patientenwunschs. Bei operativer Einzelniere und unauffälligem Staging erfolgte bei dem Patienten mit ECOG-Index 1 eine komplette Ureterresektion rechts inclusive Blasenmanschette. Der Harnleiterersatz erfolgte mittels Interposition eines 30 cm langen Ileumanteils. Histopathologisch konnte so eine R0-Resektion erreicht werden (pTa G1 V0 L0 R0 cN0 M0). Die weitere Tumornachsorge war bislang unauffällig.

Schlussfolgerung: Bei operativer Einzelniere und Urothelkarzinom im mittleren Harnleiters erscheint die komplette Harnleiterresektion mit Harnleiterersatz mittels Ileuminterponat als ein onkologisch sicheres Verfahren, welches dem Patienten die Dialysepflichtigkeit erspart und somit eine gute Lebensqualität erhalten kann. Die Nachsorge mittels CT- oder MR-Urogramm sowie Ureterorenoskopie ist empfehlenswert.