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Entwicklung der Zirkumzisionszahlen in Deutschland seit Billigung der rituellen Beschneidung: Eine bevölkerungsbezogene Analyse von 2013 bis 2018
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Published: | May 10, 2022 |
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Einleitung: Die Zirkumzision von Minderjährigen aus kulturellen und religiösen Gründen ist umstritten. Bei der Diskussion zum Beschneidungsgesetz von 2012 wurde eine Zunahme der Zirkumzision von Minderjährigen ohne medizinische Indikation befürchtet. Ziel der Arbeit war es daher die Entwicklung der Fallzahlen zu analysieren.
Material & Methoden: Auf Basis der Forschungsdatenbank des Instituts für angewandte Gesundheitsforschung GmbH (InGef), mit nach Alter und Region repräsentativen 4 Millionen Versichertenanonymen, schätzten wir die jährlichen Zirkumzisionszahlen in Deutschland von 2013 bis 2018. Dabei stratifizierten wir die Daten nach Alter (<18 vs. ≥18 Jahren), Kassenärztlicher Vereinigung und Art der Leistungserbringung (ambulant vs. stationär).
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden deutschlandweit 673.819 Zirkumzisionen durchgeführt. Bis 2014 stieg die Leistungszahl leicht an und fiel zwischen 2014 und 2018 signifikant ab (p=0,049). Unterteilt in zwei Altersgruppen (<18 Jahre; ≥18 Jahre) zeigte sich eine signifikante Zunahme (p=0,002) in der Gruppe <18 Jahre sowie eine signifikante Abnahme (p=0,01) in der Gruppe ≥18 Jahre der Zirkumzisionen zwischen 2013 und 2018. Der Anteil der ambulanten Beschneidungen lag im Studienzeitraum konstant bei 84%. Regionale Unterschiede zeigten sich in den Leistungszahlen der Zirkumzisionen, jedoch nicht in deren Dynamik.
Zusammenfassung: Nach der Verabschiedung des Beschneidungsgesetzes 2012 kam es zu einer signifikanten Zunahme der Zirkumzisionen in der Altersgruppe <18 Jahre. Da wir keine Aussage über rituelle Beschneidungen außerhalb des Gesundheitssystems treffen können, resultiert ein Teil des beobachteten Effektes möglicherweise auf einer Verschiebung ritueller Beschneidungen in das Gesundheitssystem.
Förderung: Coloplast GmbH