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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

[Fall 3] Flächige Nekrose der Harnblasenwand als seltene Komplikation einer interventionell-radiologischen Prostataarterienembolisation am Beispiel eines 78-jährigen Patienten mit postinterventioneller Zystektomie

Meeting Abstract

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  • C. Haas - Urologie, Lahn-Dill-Kliniken, Wetzlar
  • I. Cerovac - Urologie, Lahn-Dill-Kliniken, Wetzlar
  • V. Garlonta - Urologie, Lahn-Dill-Kliniken, Wetzlar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu87

doi: 10.3205/21swdgu87, urn:nbn:de:0183-21swdgu877

Published: June 8, 2021

© 2021 Haas et al.
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Einleitung: Die Prostataarterienembolisation (PAE) stellt als interventionelles Verfahren eine minimal-invasive Alternative zur operativen Therapie des benignen Prostatasyndroms dar. Hiermit kann eine signifikante Besserung von Symptomatik und Harnstrahl erreicht werden. Eine mit der transurethralen Resektion der Prostata vergleichbare Effizienz konnte bisher allerdings nicht gezeigt werden. Als Vorteilhaft können Durchführbarkeit in Lokalanästhesie, entfallendes Blutungsrisiko und kürzere Dauer der Hospitalisierung angesehen werden, weshalb der Eingriff für multimorbide Patienten unter therapeutischer Antikoagulation eine Alternative mit geringem Komplikationsrisiko darstellt.

Am Beispiel eines Patienten, bei dem nach PAE eine Ischämie der Harnblase auftrat, sollen die Auswirkungen einer seltenen aber schwerwiegenden unerwünschten Wirkung sowie deren klinisches Management beschrieben werden.

Methode: Literaturrecherche zu Technik, Effizienz und Sicherheit der PAE sowie zur arteriellen Gefäßversorgung von Prostata und Harnblase inklusive deren Normvarianten.

Ergebnisse: Die PAE gilt als technisch sehr anspruchsvolles superselektives Embolisationsverfahren.

Während mögliche unerwünschte Effekte wie Harnverhalt, Schmerzen und Hämaturie vorübergehende Erscheinungen nach PAE sind, stellt die Non-Target-Embolisation der Harnblase mit im Verlauf eintretender Nekrose einen irreversiblen Zustand dar.

Im konkreten Fall stellte sich ein 78-jähriger Patient 18 Tage nach PAE ex domo mit diffusen abdominellen Schmerzen in der internistischen Notaufnahme vor. Aufgrund einer zweitgradigen Harntransportstörung links wurde ein urologisches Konsil angefordert. Bis auf entzündungsbedingte Kontrastmittelaufnahme von Harnleiter und Nierenbecken links und geringe Mengen freier Flüssigkeit im Abdomen ergaben sich computertomographisch keine Auffälligkeiten. Urethrozystoskopisch fand sich eine Nekrose der Harnblase im Bereich der linken Seitenwand, die histopathologisch bestätigt wurde. Die Darstellung des linken Ureterostiums gelang nicht, so dass ein Nierenfistelkatheter links angelegt wurde. Nach rektoskopischem Ausschluss einer Darmnekrose folgte im weiteren Verlauf eine Blasenteilresektion. Drei Wochen später wurde bei fortschreitender Blasenwandnekrose nach notfallmäßiger Zystektomie und Ureterligatur eine Ableitung über Nierenfistelkatheter bds. etabliert. Der postoperative Verlauf war intensivmedizinisch bestimmt.

Schlussfolgerung: Eine – wenn auch seltene – Major-Komplikation der PAE wie die Blasenwandnekrose kann gerade bei betagten multimorbiden Patienten zu einer schwer zu behandelnden Folgeerkrankung mit funktionell schlechtem Ergebnis führen. Dies sollte bei der Vorbereitung und Aufklärung berücksichtigt werden.

Technische Erweiterungen wie präinterventionelle MR- oder CT-Angiographie und/ oder die intrainterventionelle Rotations-CT-Angiographie können darüberhinaus einer Non-Target-Embolisation entgegenwirken.

Weiterhin soll die Rolle der PAE als individuelles Therapiekonzept betont werden, die Durchführung in Radiologischen Instituten mit breiter Erfahrung wird empfohlen.