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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

[Fall 2] Übertragung eines metastasierenden Melanoms durch Nierentransplantation – ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • J. Vollemaere - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • S. Siemer - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • M. Stöckle - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • J. Linxweiler - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • P. Zeuschner - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • U. Sester - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Nephrologie und interdisziplinäres Transplantationzentrum, Homburg/Saar
  • J. Mihm - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Nephrologie und interdisziplinäres Transplantationzentrum, Homburg/Saar
  • C. Pföhler - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Homburg/Saar
  • M. Saar - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu86

doi: 10.3205/21swdgu86, urn:nbn:de:0183-21swdgu869

Published: June 8, 2021

© 2021 Vollemaere et al.
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Text

Einleitung: Die allogene Nierentransplantation ist die beste Behandlungsmethode für Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz. Mögliche Organspender werden vor Freigabe ausführlich hinsichtlich möglicher Infektionen oder Malignome abgeklärt und multidisziplinär besprochen, sodass für den Organempfänger eine höchstmögliche Sicherheit besteht. In sehr seltenen Fällen kann es jedoch durch ein Spenderorgan zur Übertragung von Infektionen oder gar Tumorerkrankungen kommen.

Methode: Es wird über einen 52-jährigen Mann mit terminaler Niereninsuffizienz und Dialysepflicht seit acht Jahren im Rahmen einer mikroskopischen Polyangiitis mit segmental nekrotisierender Glomerulonephritis berichtet. Nach einer Wartezeit von 78 Monaten erhielt er ein postmortales Organangebot einer 65 Jahre alten Spenderin nach intrakranieller Blutung ohne bekannte Vorerkrankungen. Die Nierentransplantation erfolgte problemlos, es traten keine perioperativen Komplikationen auf. Die Transplantatfunktion setzte prompt ein, sodass auch keine Dialyse des Patienten mehr notwendig war. Fünf Monate nach der Transplantation wurden wir über die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) informiert, dass der Empfänger der Gegenniere der gleichen Spenderin ein fulminant metastasiertes Melanom mit weiblicher Genotypisierung des Tumorgewebes entwickelt hatte. Unser Patient wurde daraufhin umgehend kontaktiert und zur Diagnostik in unsere Klinik einbestellt.

Ergebnisse: Die Staging-Untersuchungen zeigten multiple ossäre, zerebrale und hepatische Metastasen. Bioptisch wurde die Diagnose eines metastasierten malignen Melanoms gesichert und eine zielgerichtete Therapie mittels BRAF/MEK-Inhibitor begonnen. Die Immunsuppression wurde abgesetzt und das Transplantat zur Induktion einer immunologischen Antwort zunächst belassen. Nach abgelaufener Transplantatabstoßung erfolgte die Transplantnephrektomie 6 Monate nach Transplantation. Histologisch sowie bereits makroskopisch zeigten sich lokal zahlreiche Melanomherde. Im Verlauf war die Erkrankung unter der Therapie leider progredient und der Organempfänger verstarb acht Monate nach Transplantation.

Schlussfolgerung: Die Transmission eines beim Organspender unbekannten Tumors bleibt ein seltenes, jedoch nicht auszuschließendes Risiko der Organtransplantation. Es gibt Hinweise, dass ein Ganzkörper- CT die Detektionsrate maligner Tumoren vor Explantation erhöht, aber in diesen Fall bleibt unklar, ob bei der Spenderin sichtbare Metastasen zu finden gewesen wären.