gms | German Medical Science

61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

[Fall 1] Atypische retroperitoneale Raumforderung als Erstbefund eines metastasierten, klarzelligen Nierenzellkarzinoms ohne renalen Primärtumor

Meeting Abstract

  • J. Vollemaere - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • S. Siemer - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • M. Stöckle - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • J. Linxweiler - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu85

doi: 10.3205/21swdgu85, urn:nbn:de:0183-21swdgu858

Published: June 8, 2021

© 2021 Vollemaere et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Retroperitoneale Raumforderungen sind seltene Tumore und können in benigne und maligne Typen unterteilt werden. Es gibt Hinweise, dass 70–80% der primären retroperitonealen Tumore maligne sind. Retroperitoneale Sarkome sollten immer in die Differentialdiagnosen eingeschlossen werden, aber es kann sich in seltenen Fällen auch um eine Metastasierung eines nicht-diagnostizierten Malignoms des Hodens, der Nieren oder der Prostata bzw. des Ovars handeln.

Methode: Es wird über einen bis auf eine medikamentös gut kontrollierte arterielle Hypertonie gesunden, 77-jährigen Mann berichtet. Bei atypischen Magenbeschwerden und ungewolltem Gewichtsverlust innerhalb einiger Wochen wurde zur weiteren Abklärung eine Spiral- CT des Abdomens durchgeführt. Diese konnte konfluierende Lymphknotenmassen von 11,4 x 6,6 cm para-aortal rechts und teils konfluierende metastasensuspekte Lymphknoten interaortocaval sowie links von 5 x 2,7 x 3,7 cm detektieren. Am anterioren Rand des mittleres Nierendrittel rechts wurde eine Gewebsvermehrung unklarer Dignität beschrieben, jedoch nicht typisch für ein Nierenzellkarzinom. Klinisch und laborchemisch ergaben sich keine Auffälligkeiten, die Tumormarker für Hoden- und Prostatakarzinom waren im Normbereich.

Ergebnisse: Zur weiteren Diagnostik wurde eine CT-gesteuerte Biopsie der Raumforderung durchgeführt. Ein Ganzkörper FDG-PET/CT konnte zusätzlich pathologisch vergrößerte zervikale und mediastinale Lymphknoten, sowie oligofokale pulmonale Herde beidseits nachweisen. Die pathologische Untersuchung des Biopsats zeigte ein mäßiggradig differenziertes, klarzelliges Nierenzellkarzinom. Die Befunde wurden interdisziplinär besprochen und es wurde sich für eine systemische, immunologische Kombinationstherapie von Nivolumab mit Ipilimumab entschieden. Von einer Resektion des retroperitonealen Befundes wurde abgeraten bei fraglicher Resektabilität und fehlendem onkologischen Benefit für den Patienten.

Schlussfolgerung: Bei atypischen Raumforderungen des Retroperitoneums sollte eine Biopsie des Befundes in Kombination mit einer sorgfältigen klinischen Untersuchung und laborchemischer Kontrolle wichtiger Tumormarker zur weiteren Abklärung erfolgen. Wenn die Histologie eine sekundäre Genese anzeigt, ist eine Komplettierung des Stagings und eine Therapie in Abhängigkeit der Histologie und klinischen Stadiums zur empfehlen.