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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Komplikationen nach radikaler Zystektomie in der frühen Rehabilitationsphase: Ein Vergleich zwischen Ileumconduit und orthotoper Neoblasenanlage

Meeting Abstract

  • M. Butea-Bocu - Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen
  • M. Götte - Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum
  • H. Bahlburg - Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum
  • F. Roghmann - Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum
  • J. Noldus - Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum
  • U. Otto - Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen
  • G. Müller - Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu74

doi: 10.3205/21swdgu74, urn:nbn:de:0183-21swdgu747

Published: June 8, 2021

© 2021 Butea-Bocu et al.
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Text

Einleitung: Komplikationen nach radikaler Zystektomie (RC) mit Anlage eines Ileumconduit (IC) oder einer Neoblase (NB) stellen postoperativ und in der frühen Rehabilitationsphase (AHB) nach wie vor eine Herausforderung dar. Ziel dieser Studie war es, Risikofaktoren die mit Komplikationen einhergehen, vor und während einer stationären Anschlussheilbehandlung (AHB) zu identifizieren.

Methode: Prospektivwurden 842 Patienten im Zeitraum von 04.2018 bis 12.2019 mit einem Urothelkarzinom der Harnblase nach RC und IC- oder NB-Anlage untersucht. Komplikationen wurden gemäß der Clavien-Dindo-Klassifikation (CDC) erfasst und in eine low- (CDC 1-2, LG) und high-grade (CDC 3-5, HG) Kohorte unterteilt. Aktuelle methodische Entwicklungen, wie roboterassistierte Chirurgie und neoadjuvante Chemotherapie, wurden berücksichtigt.

Ergebnisse: Von 842 Patienten erhielten 447 (53,1%) ein IC und 395 (46,9%) eine NB. Das mediane Alter betrug 68 Jahre. Männer (M) waren zu 81,1% vertreten und signifikant älter, 73 Jahre (IQR 67-78) im Vergleich zu Frauen (F) mit 64 Jahren im Median (IQR 58-69), p<0,001. Eine NB-Anlage erfolgte bei 52,3% der M gegenüber 23,9% der F. LG-Komplikationen waren häufiger bei NB- gegenüber IC-Patienten (82,0% vs. 68,7%, p<0,001). NB-Patienten hatten ein hohes Risiko für Harnwegsinfektionen (67,1%) und urogenitale Komplikationen (36,2%). Es zeigten sich keine Unterschiede in der HG-Komplikationsrate zwischen der IC- und NB-Gruppe (26,8% vs. 31,6%, p=0,126). In der univariaten Analyse wurden Harnableitung IC vs. NB (OR 0,487; 95% CI 0,342-0,692; p<0,001), Geschlecht M vs. F (OR 1,719; 95% CI 1,134-2,606; p=0,011), Tumorstadium ≤pT2b vs. ≥pT3a (OR 0,700; 95% CI 0,507-0,967; p=0,031) und Lymphknotenstatus positiv vs. negativ (OR 0,561; 95% CI 0,376-0,836; p=0,005) als Prädiktoren für jeden Komplikationsgrad identifiziert. In der multivariaten Analyse wurde lediglich das männliche Geschlecht als Prädiktor für eine HG-Komplikation identifiziert (OR 1,615; 95% CI 1,001-2,606; p=0,049).

Schlussfolgerung: Die IC- oder NB-Anlage nach RC stellen nach wie vor komplikationsbehaftete Verfahren dar. Diese Komplikationen treten meist innerhalb von 4 Wochen postoperativ auf. Allerdings konnte auch ein hoher Prozentsatz weiterer Komplikationen, die erst nach der Entlassung aus der Primärklinik auftreten identifiziert werden. Bei insgesamt 67,1% der NB-Patienten ist die medikamentöse Behandlung von Harnwegsinfektionen erforderlich. Die fachspezifische stationäre AHB kann die notwendige Edukation dieser Patienten und die intensive Nachsorge für Patienten nach IC- oder NB-Anlage sicherstellen.