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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Mangelernährung nach Zystektomie – Stellenwert einer Proteinsubstitution

Meeting Abstract

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  • M. Zellner - Urologie, Neurourologie Johannesbad Fachklinik Bad Füssing

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu73

doi: 10.3205/21swdgu73, urn:nbn:de:0183-21swdgu731

Published: June 8, 2021

© 2021 Zellner.
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Fragestellung: Insbesondere für Patienten in fortgeschrittenem Lebensalter stellt eine radikale Zystektomie eine besondere Belastung für den Organismus dar. Zwar finden zunehmend auch in dieser Indikation "Fasttrack" Konzepte Anwendung, dennoch zeigen diese Patienten oftmals eine protrahierte Rekonvaleszenz. Ziel unserer vergleichenden Untersuchung war die Klärung der Frage, ob möglicherweise ein Eiweißdefizit als Zeichen eines Ernährungsmangels als Teilursache in Frage kommt und ob sich durch die Substitution mit einem oralen Eiweißpräparat eine Optimierung erreichen läßt.

Material und Methodik: Im Rahmen einer Machbarkeitsuntersuchung wurde bei vierzig konsekutiven Patienten, die zur stationären Anschlußrehabilitation nach radikaler Zystektomie bei Urothelkarzinom aufgenommen wurden, zusätzlich zu der Basisdiagnostik eine Bioimpedanzvektoranalyse bei Aufnahme und Entlassung (nach drei bis vier Wochen) zur Kalkulation u.a. der aktiven Körperzellmasse (BCM) und eines potentiellen Eiweißmangels vorgenommen. Die ersten 20 Patienten blieben unbehandelt, die zweite Gruppe aus 20 Patienten hat einmal täglich zusätzlich zu der regulären Klinikernährung ein hochdosiertes Aminosäurepräparat (Insumed Bestform®) eingenommen.

Ergebnisse: Bei der überwiegenden Zahl der frischoperierten Patienten besteht bei der stationären Aufnahme eine Anorexie. Die Zufuhr flüssiger Nahrung wird besser als feste Nahrung akzeptiert. Die Einnahmecompliance für das Eiweißpräparat war dementsprechend sehr gut. Die BCM-Werte lagen bei der stationären Aufnahme nahezu Ausnahmslos im unteren Normbereich bzw. darunter. Durch die Eiweißzufuhr während der Rehabilitation konnte im Vergleich zu der alleinigen Standardernährung eine bessere körperliche Stabilisierung und Kräftigung sowie eine meßbar höhere Zunahme der BCM erreicht werden. Die Ergebnisse werden vorgestellt.

Zusammenfassung: Eine radikale Zystektomie stellt einen bedeutenden Einflußfaktor für den individuellen Stoffwechsel des Patienten dar. Bei der Aufnahme zu Rehabilitation besteht sehr häufig ein Ernährungsdefizit. Durch BIVA-kontrollierte Zufuhr eines hochdosierten Eiweißpräparates konnten Anorexie und BCM positiv beeinflußt werden. Patienten nach radikaler Zystektomie sind nicht gesund. Sie benötigen ein umfassendes Rehabilitationsprogramm durch erfahrene Reha-Urologen in Zentren mit adäquater personeller und infrastruktureller Ausstattung.