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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Evaluation des Biopsie-Schemas nach Ginsburg: Wo verpassen wir Prostatakrebs?

Meeting Abstract

  • A. Sigle - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • R. Suarez-Ibarrola - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • C. Jilg - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • C. Gratzke - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu47

doi: 10.3205/21swdgu47, urn:nbn:de:0183-21swdgu476

Published: June 8, 2021

© 2021 Sigle et al.
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Text

Einleitung: In der Diagnostik des Prostatakarzinoms (PC) soll nach geltender Leitlinienempfehlung zusätzlich zur MRT-gesteuerten Biopsie (TB) eine synchrone systematische Biopsie (SB) durchgeführt werden. Seit einem Konsensus-Meeting im Jahr 2013 wird empfohlen, die SB entsprechend des Ginsburg-Schemas (GBS) durchzuführen. Das GBS konzentriert sich hauptsächlich auf die periphere Zone und lässt systematisch bestimmte Sektoren der Prostata aus. Unser Ziel war es, PC das vom GBS übersehen wird, zu lokalisieren und zu klassifizieren.

Methode: Wir analysierten retrospektiv die Daten von 1120 Patienten, die zwischen 10/2015 und 05/2020 eine roboterassistierte perineale Prostatabiopsie mit TB und synchroner SB nach GBS erhielten. Es wurden vier inhärent blinde Sektoren des GBS definiert: Das anteriore Stroma (AS), die zentrale Zone (CZ) und zwei basale Sektoren, die kranial zur anterioren und posterioren Gruppe systmatischer Stanzzylinder lokalisiert waren - basoventral (BV) und basodorsal (BD). Die Genauigkeit des GBS wurde mit dem histopathologischen Referenzstandard einer kombinierten Biopsiestrategie (TB+SB) verglichen. Bei Patienten, bei denen PC ausschließlich mittels TB diagnostiziert wurde, wurden tumortragende Stanzzylinder in einer Sektorkarte der Prostata relokalisiert, die die GBS-Sektoren sowie die neu definierten blinden Sektoren abbildete. Für die Analyse der proportionalen Verteilung wurde der Pearson-Chi-Quadrat-Test durchgeführt. Es wurden Regressionsanalysen berechnet um Untergruppen zu identifizieren, bei denen die Wahrscheinlichkeit höher war, dass PC ausschließlich in einem blinden Sektor lokalisierte.

Ergebnisse: Das mediane Alter und der PSA-Wert waren 67,0 Jahre (+7,5) bzw. 8,8 ng/ml (+10,9). Die mediane Anzahl insgesamt entnommener Stanzzylinder betrug 35 (Range: 12-70), und die mediane Anzahl systematischer Stanzzylinder betrug 31 (Bereich: 8-62). 420 Patienten (37,5%) hatten in der Vorgeschichte eine unauffällige Biopsie erhalten. Bei 29 Patienten (2,6%) wurde PC nur in der TB diagnostiziert, darunter waren 20 Patienten mit sPC. Bei 19 von ihnen (65,5%) wurde das sPC in einem blinden Sektor übersehen, wobei die Mehrzahl im AS lokalisiert war (12/29, 41,3%). Die proportional unterschiedliche Verteilung der Indexläsionen auf die definierten Sektoren war signifikant (p=0,043). In unseren Regressionsanalysen konnten keine Prädiktoren identifiziert werden, die mit exklusiv in einem blinden Sektor lokalisierten PC assoziiert waren.

Schlussfolgerung: Nur wenige Läsionen mit PC und insbesondere sPC wurden vom GBS verpasst, wobei die Mehrzahl verpassten PCs im AS lokalisiert war. Eine Modifikation des GBS mit zusätzlicher Entnahme von Stanzzylindern aus den definierten blinden Sektoren könnte für bestimmte Patienten von Vorteil sein.