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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Sicherheit und Nebenwirkungen der transperinealen Prostatabiopsie ohne Antibiotikaprophylaxe: Ergebnisse einer multizentrischen Studie mit 30 Tagen Follow-up

Meeting Abstract

  • A. Sigle - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • T. Kohl - Klinik für Urologie, Klinikum Leverkusen
  • T. Kuru - Praxis am Ebertplatz
  • H. Rolfs - Klinik für Urologie, Klinikum Leverkusen
  • R. Suarez-Ibarrola - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • C. Jilg - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • C. Gratzke - Klinik für Urologie, Uniklinik Freiburg
  • D. Porres - Klinik für Urologie, Klinikum Leverkusen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu46

doi: 10.3205/21swdgu46, urn:nbn:de:0183-21swdgu465

Published: June 8, 2021

© 2021 Sigle et al.
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Text

Einleitung: Der transperineale Zugang für die Prostatabiopsie (TPB) bietet einen Ausweg aus dem aktuellen Dilemma der steigenden Zahl infektiöser Komplikationen nach transrektaler Biopsie. Unter der Annahme von sterilen Verhältnissen bei der TPB wurde auf eine routinemäßige Antibiotikaprophylaxe verzichtet. Wir untersuchten zum einen das Auftreten von infektiösen und nicht-infektiösen Komplikationen nach TPB. Des Weiteren wurde evaluiert, ob eine erhöhte Anzahl von Stanzzylindern zu höheren Komplikationsraten führte.

Methode: Wir analysierten eine retrospektive multizentrische Kohorte von Patienten mit TPB ohne Antibiotikaprophylaxe aus drei verschiedenen urologischen Einrichtungen (ein Universitätsklinikum, ein städtisches Klinikum und eine urologische Praxis). Demografische und klinische Daten wurden aus der elektronischen Patientenakte extrahiert. Zur Evaluation postinterventioneller Komplikationen wurden diese Daten durch Telefoninterviews ergänzt. Um den Einfluss der Anzahl entnommener Stanzzylinder auf das Auftreten von Komplikationen zu untersuchen, wurden univariate und multivariate logistische Regressionsmodelle mit gemischten Effekten berechnet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 550 Patienten in die Auswertung eingeschlossen. Die mediane Anzahl entnommener Stanzzylinder betrug 26 (Range 2-44). Eine Sepsis trat nicht auf. Fünf Patienten (0,9%) entwickelten eine Harnwegsinfektion mit Fieber. Eine antibiotische Behandlung nach der Biopsie war in 19/550 Fällen (3,5%) indiziert. Bei 6,0% (33/550) der Patienten wurde eine beliebige Komplikation berichtet (z.B. Harnwegsinfektion, Makrohämaturie oder Harnverhalt) 46/47 (98%) aller dokumentierten Komplikationen waren ≤ Grad 2 nach der Clavien-Dindo-Klassifikation und wurden somit als leichtgradig eingestuft. In einem multivariaten Regressionsmodell war Anzahl entnommener Stanzzylinder mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Komplikationen assoziiert (Odds ratio (OR) 1,08, 95% Konfidenzintervall (CI) 1,02-1,14, p=0.01), insbesondere mit mehr Blutungskomplikationen (OR 1,28, 95% CI 1,11-1,50, P=0,01) und akuten Harnverhalten (OR 1,13, 95% CI 1,03-1,26, P=0,02). Ein Zusammenhang der Anzahl entnommener Stanzzylinder mit infektiösen Komplikationen konnte nicht gezeigt werden. (OR 1,03, 95% CI 0,96-1,11, P=0,35).

Schlussfolgerung: Soweit bekannt ist dies die erste multizentrische Studie zur Evaluation von Sicherheit und Nebenwirkungen von TPB ohne routinemäßige Antibiotikaprophylaxe. In unserer Studienkohorte trat kein Fall von Sepsis auf. Eine höhere Anzahl von Stanzzylindern war mit einer höheren Gesamtkomplikationsrate und akuten Harnverhalten assoziiert, jedoch nicht mit infektiösen Komplikationen im Speziellen.