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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Kleine Nierentumore: eine neue therapeutische Herausforderung

Meeting Abstract

  • K. Elkaial - Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • P. Zeuschner - Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • S. Siemer - Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • M. Stöckle - Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • K. Junker - Universität des Saarlandes, Homburg/Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu29

doi: 10.3205/21swdgu29, urn:nbn:de:0183-21swdgu295

Published: June 8, 2021

© 2021 Elkaial et al.
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Text

Einleitung: Bei einer steigenden Inzidenz kleiner Nierentumore (≤ 4 cm, small renal masses (SRM)), bieten sich heute verschiedene therapeutische Optionen. Trotz des relativ hohen Anteils von benignen Tumoren werden auch aggressive Verläufe beschrieben. Eine bessere Differenzierung der SRM würde das Management der Patienten verbessern und könnte eine Übertherapie reduzieren. Ziel dieser Studie war die Charakterisierung von SRM über einen Zeitraum von 30 Jahren.

Methode: Klinische, histopathologische und Follow-up-Daten aus der prospektiven Datenbank von Patienten, die zwischen 1990 und 2019 an einer SRM operiert konnten analysiert werden.

Ergebnisse: Es wurden 1.048 Patienten (median 63 Jahre, 64% Männer) identifiziert, die wegen SRMs operiert wurden. Die absolute Fallzahl stieg von 98 (1990-1994) auf 335 Patienten (2015-2019) und der relative Anteil an allen Nierentumoroperationen erhöhte sich von 17% auf 53%. Bei 80,4% der Patienten erfolgte eine Nierenteilresektion, davon 50% seit 2005 robotisch assistiert mit zunehmender Häufigkeit. Die mediane Tumorgröße betrug 2,5cm (0,2-3,9cm). 21% der Tumoren waren benigne, mit steigender Tendenz von 9% auf 27%. Benigne Tumoren traten bei Frauen häufiger auf als bei Männern (30% vs. 16,6%, p<0,001). Der Anteil maligner Tumore stieg bei größeren Tumoren von 52% (0,1-1 cm) auf 81% (3,1-4 cm, p <0,001). Die häufigsten malignen Tumore waren klarzellige (67,4%), papilläre (15,2%) und chromophobe (5,3%) Nierenzellkarzinome (NZK). Onkozytome (61,3%) und Angiomyolipome (19,6%) stellten die häufigsten benignen Tumore dar. pT3-Tumore hatten einen Anteil von 7% an allen malignen Tumoren und waren signifikant größer als pT1-Tumore (p=0,018). 27 (2,6%) Patienten hatten synchrone (n=12) oder metachrone Metastasen (n=15). Der Anteil an pT3-Tumoren bei metastasierten Patienten war signifikant höher (22,2% vs. 6,4%, p=0,006).

Bei einer Nachbeobachtung von 64 Monaten (1-278) und unabhängig von der Tumorgröße unterschied sich das Gesamtüberleben (Mittelwert: 183,5 Monate, 95% KI 170,4-196,5) nicht zwischen benignen und malignen Tumoren. Das Gesamtüberleben in den malignen Tumoren war bei Frauen besser als Männer (Männer: 173,5 Monate, 95% KI 155,7-191,4, vs. Frauen: 186,1 Monate, 95% KI 167,6-204,5, p=0,037). Das metastasenfreie Überleben (Mittelwert: 268,4 Monate, 95% KI 262,0-274,9) nahm mit steigender Tumorgröße signifikant ab (≤3cm: 273,7 Monate, 95% KI 268,8-278,5 vs. >3cm: 118,5, 95% KI 97,0-120,0, p=0,001).

Schlussfolgerung: Der große Anteil benigner kleiner Nierentumore unterstreicht die Empfehlung einer Nierentumorbiopsie vor Behandlung. Bei vergleichbarem Gesamtüberleben könnte eine aktive Überwachung bei kleinen Tumoren auch bei einer längeren Lebenserwartung diskutiert werden, insbesondere bei Frauen.