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Eine seltene Differentialdiagnose zur mediastinalen Lymphknotenmetastasierung: Tumorzapfen-Embolie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom
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Published: | June 8, 2021 |
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Einleitung: Nierenzellkarzinome besitzen eine Neigung zur Infiltration von Lymph- und Blutgefäßen. In 4–10% der Fälle führt dies im Bereich der Vena renalis zur Ausbildung eines intravasalen Tumorzapfens, der bis weit in die Vena cava inferior hineinreichen kann [1].
Methode: Der 65-jährige Patient stellte sich 07/2019 mit akut einsetzenden atemabhängigen Schmerzen auf Höhe des linken Rippenbogenunterrandes und typischer B-Symptomatik extern vor. CT-graphisch zeigte sich eine tumorsuspekte Raumforderung (RF) bis 10,3 x 7,6 cm Durchmesser im Bereich der rechten Niere und eine primär metastasensuspekte ca. 3 x 1,9 cm messende RF im Bereich des linken Lungenhilus. Zur weiteren Abklärung erfolgte eine Bronchoskopie mit EBUS-gesteuerter Biopsie der links-hilären RF. Die Histologie ergab den Befund einer Absiedelung eines Nierenzellkarzinoms. Unser interdisziplinäres Tumorboard (URO-Board) empfahl daraufhin eine zytoreduktive Nephrektomie rechts mit anschließender thoraxchirurgischer Vorstellung.
Ergebnisse: 09/2019 erfolgte die transperitoneale Tumornephrektomie rechts unter Mitnahme der Nierenvene, Venenthrombusextraktion und Naht der Vena cava inferior. Im posttherapeutischen URO-Board erfolgte in Kenntnis des histopathologischen Befundes, der eine Infiltration der Vena cava inferior mit Nachweis eines Tumorzapfens (Level II) erbrachte, eine neuerliche Beurteilung des linkspulmonalen Befundes. Hierbei wurde erstmals der V.a. eine Tumorzapfenembolie in der Arteria pulmonalis sinistra als Äquivalent der links-hilären RF gestellt. Bei Fehlen von Fernmetastasen wurde eine regelmäßige Verlaufsbildgebung anstelle der ursprünglich geplanten thoraxchirurgischen Resektion empfohlen. Das daraufhin durchgeführte KM-Kontroll-CT Thorax zeigte die links-hiläre RF nunmehr deutlich größenregredient. Eine weitere kurzfristige bildgebende Kontrolle mittels F-18-FDG PET-CT 11/2019 ergab weder lokal noch im Bereich des linken Lungenhilus einen Hinweis für vitales Resttumorgewebe bzw. Rezidiv. Im weiteren Verlauf zeigte sich im Staging 08/2020 eine Nebennierenmetastase rechts, so dass eine Systemtherapie mit Nivolumab/Ipililumab eingeleitet wurde.
Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht zeigt, dass die Tumorzapfenembolie eine wichtige Differentialdiagnose einer pulmonal-hilären RF bei Patienten mit einem Nierenzellkarzinom als Primarius darstellt und der Nachweis von Tumorzellverbänden in einer transbronchialen Biopsie nicht immer gleichbedeutend mit einer manifesten supradiaphragmalen Metastasierung ist. Darüber hinaus unterstreicht der Fallbericht den hohen Stellenwert einer interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Betreuung von Patienten mit Nierenzellkarzinom.