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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Kontralaterale Hodengröße und das Vorliegen eines Nubbins bei unilateralem nicht-tastbarem Hoden

Meeting Abstract

  • N. Fischer - Universitätsmedizin Mainz
  • K. Böhm - Universitätsmedizin Mainz
  • A. Haferkamp - Universitätsmedizin Mainz
  • A. Schröder - Universitätsmedizin Mainz

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu19

doi: 10.3205/21swdgu19, urn:nbn:de:0183-21swdgu194

Published: June 8, 2021

© 2021 Fischer et al.
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Text

Einleitung: Der Hodenhochstand (Kryptorchismus) ist die häufigste kongenitale Anomalie des männlichen Urogenitaltrakts und betrifft ca. 2–4 % aller reif geborenen Säuglinge und bis zu 23 % aller früh geborenen Säuglinge. Das Phänomen eines klinisch nicht tastbaren Hodens wird in ca. 20 % der Fälle vorgefunden. Die Laparoskopie ist sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie der Goldstand beim nicht-tastbaren Hoden. Mögliche laparoskopische Befunde umfassen einen intraabdominellen Hoden, einen intraabdominellen vanishing testis und einen testikulären Nubbin. Testikuläre Nubbins sind atrophe skrotale Rudimente eines ursprünglich physiologisch entwickelten Hodens nach einem vaskulären Trauma (z.B. einer intrauterinen Hodentorsion). Die kompensatorische Hypertrophie des kontralateralen Hodens bei Monorchimus ist in der Literatur als physiologische Reaktion beschrieben, um die weitere sexuelle Entwicklung des Kindes zu gewährleiten. In der vorliegenden Studie haben wir untersucht, inwieweit die kontralaterale Hodengröße (Volumen und Längsdurchmesser) als Prädiktor für das Vorliegen eines Monorchismus bzw. eines Nubbins herangezogen werden kann.

Methodik: In dieser retrospektiven Studie analysierten wir die Daten von 54 Patienten nach diagnostischer Laparoskopie bei einseitig nicht-tastbarem Hoden. Alle Patienten wurden klinisch als auch sonographisch untersucht, wobei der Längsdurchmesser und das Volumen des kontralateralen Hodens erfasst wurden. Statistische Analysen erfolgten zunächst mit Chi-square und t-test für deskriptive Analysen. Uni- und multivariate Regressionsmodelle wurden erstellt, um den Zusammenhang zwischen kontralateraler Hodengröße und dem Vorliegen bzw. Fehlen eines Nubbins nachzuweisen.

Ergebnisse: Bei Patienten mit operativem Befund eines testikulären Nubbins, war der kontralaterale Hoden signifikant größer (medianer Längsdurchmesser 17 mm (16–19,2 mm) vs. 15 mm (14–17 mm) bei Patienten mit vorhandenem, vitalen intraabdominellen Hoden; p<0,001). Entsprechend, war das Volumen des kontralateralen Hodens höher in der Einzelhodensituation als bei Patienten mit vorhandenem vitalem Hoden (0,6 ml vs. 0.8 ml; p<0,001). OR für das Vorliegen eines testikulären Nubbins war 1,6 (mm) [95% CI 1,13-2,17; p=0,007].

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit präoperativem sonographischem Nachweis einer kompensatorischen Hypertrophie des kontralateralen Hodens (erhöhte Parameter Längsdurchmesser und Gesamtvolumen) ist das Vorliegen eines Monorchismus bzw. eines Nubbins naheliegender bzw. wahrscheinlicher als bei Patienten mit niedrigeren Parametern. Die kontralaterale Hodengröße kann als wertvoller prädiktiver Faktor bei der präoperativen Aufklärung der Eltern herangezogen werden.