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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Das Paraffinom des Penis – riskanter Größenwahn des Mannes

Meeting Abstract

  • M. Arndt - Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • J. Linxweiler - Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • S. Siemer - Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • M. Stöckle - Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • J. Heinzelbecker - Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu04

doi: 10.3205/21swdgu04, urn:nbn:de:0183-21swdgu040

Published: June 8, 2021

© 2021 Arndt et al.
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Einleitung: Das Paraffinom des Penis stellt ein sklerosierendes Lipogranulom dar, welches durch Injektionen von exogenen Fetten wie beispielsweise Paraffin entsteht. Die seit 1500 praktizierte Technik wurde aus kosmetischen Gründen zur Penisverlängerung oder als Hodenersatz angewandt. Eine nachteilige Wirkung wurde erstmals 1906 beschrieben. Folgen der Paraffininjektion sind Schmerzen, Schwellungen bis hin zu Ulzerationen sowie bösartigen Entartungen. Eine chirurgische Versorgung ist vor allem bei schweren Komplikationen notwendig.

Methode: Ein 34-Jähriger Mann aus Bulgarien stellte sich mit Schwellung und Verhärtung im Bereich des Penisschaftes bis hin zum Skrotum vor. Vorausgegangen ist eine Selbstinjektion von Paraffin in den Penisschaft. Bei ausgeprägtem klinischen Befund und vorliegender Symptomatik erfolgte die operative Entfernung der ubiquitär gelblichen Paraffineinlagerungen. Nach Sanierung der postoperativ aufgetretenen superinfizierten Nekrose wurde der Penisschaft mit Meshgraft aus Oberschenkelhaut gedeckt. Die Haut adaptierte sich gut und zeigte abschließend reizlose Wundverhältnisse. Wir führten eine Literaturrecherche hinsichtlich der Epidemiologie, Pathophysiologie, Diagnostik und Behandlung des Paraffinoms durch.

Ergebnisse: Die Selbstinjektion von Mineralölen in den Penisschaft ist in bestimmten Regionen häufiger als erwartet. Die Prävalenz in asiatischen Gebieten beträgt 7,5%, in ungarischen Gebieten 15,7%. Komplikationen wie Schmerzen, Schwellung, Ulzerationen sowie maligne Differenzierungen können nach einigen Tagen bis zu 30 Jahre nach Verabreichung auftreten. In einer Studie der Mae Tao Clinic in Thailand-Myanmar profitierten 75% der betrachteten Patienten von einer operativen Versorgung mit radikaler Entfernung des betroffenen Gewebes und Deckung mittels Meshgraft. Darauf basierend wurde bei vorliegendem Fallbeispiel die operative Therapie gewählt, die gute Ergebnisse zeigte.

Schlussfolgerung: Vielen Betroffenen sind die Tragweite und das Risiko der Selbstinjektion von Mineralölen in den Genitalbereich nicht bewusst. Eine Präventionskampagne für die Risikopopulation und das Gesundheitswesen wurde von der Mae Tao Clinic initiiert und informiert über Komplikationen und Konsequenzen. Bei schweren Komplikationen sollte eine chirurgische Sanierung einer konservativen Therapie vorgezogen werden.