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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Fallbericht: Die emphysematöse Pyelonephritis, eine seltene lebensbedrohliche Erkrankung

Meeting Abstract

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  • M. Linges - HELIOS-Dr. Horst Schmidt-Kliniken, Klinik für Urologie und Kinderurlogie, Wiesbaden, Deutschland
  • S. Elsner - HELIOS-Dr. Horst Schmidt-Kliniken, Klinik für Urologie und Kinderurlogie, Wiesbaden, Deutschland
  • K. Kleinschmidt - HELIOS-Dr. Horst Schmidt-Kliniken, Klinik für Urologie und Kinderurlogie, Wiesbaden, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocFall02

doi: 10.3205/19swdgu102, urn:nbn:de:0183-19swdgu1025

Published: May 10, 2019

© 2019 Linges et al.
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Einleitung: Die emphysematöse Pyelonephritis ist eine seltene Erkrankung mit einer hohen Mortalität von 8,7-40%. Der häufigste prädisponierende Faktor ist ein unzureichend eingestellter Diabetes mellitus. Die häufigsten ursächlichen Erreger sind E. coli und Klebsiella, die Glucose zu CO2 verstoffwechseln und so zur Gasbildung im Harntrakt führen.

Fallbericht: Wir berichten über eine 68-jährige Patientin mit einer emphysematösen Pyelonephrits links.

Bei der notfallmäßigen Vorstellung war die Patientin somnolent und tachykard bei bekanntem Vorhofflimmern. Kein Fieber. Das Labor bei Aufnahme zeigte deutlich erhöhte Sepsisparameter: CRP 60 mg/dl, Procalcitonin 3,18 ng/ml, Interleukin-6 1.720 pg/ml, Leukozyten 24,75/nl. Weitere Laborparameter: Blutzucker 624 mg/dl, Kreatinin 1,54 mg/dl. Bekannte Vorerkrankungen waren ein Diabetes mellitus Typ 2, eine Hypothreose und eine arterielle Hypertonie. Aufgrund des reduzierten Allgemeinzustands erfolgte die Überwachung auf unserer Intensivstation. Bei Verdacht auf eine Urosepsis und auffälligem Urinbefund wurde eine kalkulierte antibiotische Therapie mit Tazobactam eingeleitet. Bei langsamer, jedoch progredienter Verschlechterung des Allgemeinzustandes und erhöhtem Noradreanalinbedarf erfolgte die Eskalation der antibiotischen Therapie auf Meronem sowie im Rahmen der Ursachendiagnostik ein CT Abdomen/Becken mit Kontrastmittel, welches Gaseinschlüsse im Nierenparenchym links zeigte, keine Harnstauung. Da der Kreislauf stabilisiert werden konnte, entschlossen wir uns nicht zu einer Notfallnephrektomie, sondern zunächst zum konservativen Vorgehen. Aufgrund des CT-Befundes führten die Kollegen der Allgemeinchirurgie eine diagnostische Laparaskopie durch, um eine vesikointestinale Fistel auszuschließen. Passager wurde die Hämofiltration bei akutem Nierenversagen notwendig. Es erfolgten kurzfristige Nativ-CT-Kontrollen zur Beurteilung des Lokalbefundes der linken Niere mit im Verlauf regredienten Gaseinschlüssen unter der Therapie. Die Laborwerte normalisierten sich, ebenso die Nierenfunktion. In Urin- und Blutkultur konnte Klebsiella pneumoniae nachgewiesen werden, sensibel auf Meronem. Der Allgemeinzustand unter der resistenzgerechten antibiotischen Therapie und der Blutzuckereinstellung besserte sich deutlich.

Schlussfolgerung: In der Weltliteratur sind etwa 800 Fälle einer emphysematösen Pyelonephritis beschrieben. Die Mortalität ist trotz moderner Antibiotika hoch. Ob primär eine Notfallnephrektomie oder ein konservatives Vorgehen sinnvoll ist, ist weiterhin Gegenstand der aktuellen Diskussion. Unter engmaschigem CT-Follow-up konnten wir die linke Niere erfolgreich erhalten.