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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Unfall im Fitnessstudio: Urologisches Trauma gefährdet das Eheglück

Meeting Abstract

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  • K. Cascetta - Universitätsklinikum des Saarlandes, Urologie, Homburg, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV8.06

doi: 10.3205/19swdgu067, urn:nbn:de:0183-19swdgu0676

Published: May 10, 2019

© 2019 Cascetta.
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Herr K. A., 46 Jahre alt, Bodybuilder, stellte sich in der urologischen Notfallambulanz am späten Abend mit Verkrümmung, Schwellung und Hämatom am Penis vor. Er berichtete, dass ihm zwei Stunden zuvor ein Unfall bei der Bedienung einer Master-Dip-Maschine im Fitnessstudio passiert sei. Dabei seien infolge eines Seilzug-Risses 90 kg schwere Gewichtsplatten auf den Penis gefallen. Zunächst hatte er starke Schmerzen, dann habe er eine zunehmende Schwellung und später Krümmungen im Glied beobachtet. Zum Zeitpunkt der Vorstellung war der Patient schmerzfrei, hat jegliche Miktionsbeschwerden und Hämaturie verneint. Bei der Inspektion imponierte das Glied geschwollen, livide verfärbt und zeigte eine 90° Deviation nach rechts. In der Ultraschalluntersuchung konnte eine restharnfreie Miktion bestätigt werden, die sonografische Untersuchung des Penis zeigte bei ausgeprägtem Hämatom einen Riss der Tunica albuginea links. Bei Penisfraktur wurde zu einer operativen Freilegung geraten. Nach der Ankunft der Ehefrau des Patienten, die mehr über ihren Mann empört als besorgt erschien, erfolgte eine ausführliche Aufklärung des Ehepaares über das geplante Procedere, dem sie nach langer Diskussion einwilligten. Am selben Abend wurde die Operation durchgeführt. Nach problemloser Blasenkathetereinlage, einer typischen Zirkumzision mit Strippen der Penisschafthaut entleerte sich zunächst ein oberflächliches Hämatom. Nach ausgiebiger Spülung zeigte sich ein ca. 1 cm langer Defekt im Bereich der Tunica albuginea am linken Schenkel des Corpus cavernosum. Hier wurde ein Tourniquet eingesetzt und nach Hämatomausräumung und Spülung des Schwellkörpers wurde der Defekt mit fortlaufender Naht verschlossen. Anschließend wurde das oberflächliche Venengeflecht adaptiert, eine Hautnaht gesetzt und ein Haftverband angelegt. Die OP-Dauer betrug 1 h 10 min und führte zu keinem wesentlichen Blutverlust. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Es wurde zur Verhinderung der Erektionsprophylaxe eine Therapie mit Bicalutamid für 10 Tage durchgeführt. Der Blasenkatheter wurde am 6. postoperativen Tag entfernt und der Patient am Folgetag entlassen. Eine Woche später stellte er sich in der Ambulanz mit einer Wundheilungsstörung vor, die am ehesten aufgrund von Erektionen entstanden war. Dabei wurde Biucalutamid für weitere 14 Tage rezeptiert und der Patient zu Wundkontrolle in einer Woche bestellt, zu der er jedoch nicht mehr erschienen ist.

Zum Unfallhergang hat der Patient verschiedene Versionen berichtet, die nicht glaubwürdig erschienen. Die genauen Umstände sind bis heute schleierhaft und womöglich nur der Ehefrau bekannt, die man nach dem Abend der Operation in der Klinik nicht mehr gesehen hat.