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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Akutes Skrotum, ein urologisches Chamäleon!

Meeting Abstract

  • A. Frodl - Klinikum Nord, Klinik für Urologie, Nürnberg, Deutschland
  • B. Cafuta - Klinikum Nord, Klinik für Urologie, Nürnberg, Deutschland
  • F. Distler - Klinikum Nord, Klinik für Urologie, Nürnberg, Deutschland
  • S. Pahernik - Klinikum Nord, Klinik für Urologie, Nürnberg, Deutschland
  • A. Pandey - Klinikum Nord, Klinik für Urologie, Nürnberg, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV8.03

doi: 10.3205/19swdgu064, urn:nbn:de:0183-19swdgu0640

Published: May 10, 2019

© 2019 Frodl et al.
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Text

Kasuistik: Wir berichten über einem 28-jährigen Patienten, der sich mit starker bilateraler Schwellung und Rötung des Skrotums vorstellte. Schmerzen in Ruhe wurden verneint. Die körperliche Untersuchung, abgesehen vom Befund am Skrotum, ergab keine weiteren pathologischen Befunde. Das Skrotum zeigte sich merklich geschwollen und druckempfindlich. Krepitationen waren nicht nachweisbar. Hoden waren auf beiden Seiten tastbar, nicht schmerzhaft, die inguinale Lymphknoten nicht vergrößert und es gab auch kein Hinweis auf das Vorliegen einer inguinalen Hernie. Auch sonographisch waren beide Hoden gut perfundiert. Darüber hinaus gab es keinen Hinweis auf Abszedierung. Beide Nebenhoden unauffällig, ohne Anzeichen auf eine Hyperperfusion. Jedoch zeigte sich eine sichtliche Wandverdickung der Skrotalhaut (ca. 10 mm). Laborchemisch außer einer geringen Leukozytose (13,7/nl) keine weiteren Abnormitäten. Die initiale Harnanalyse (Mittelstrahlurin) war ohne Hinweis auf eine Harnwegsinfektion. Anamnestisch und sonographisch bestand zunächst kein Hinweis auf eine Torsion. Da allerdings eine beginnende Infektion nicht vollständig ausgeschlossen werden konnte, wurde eine i.v. Antibiose angesetzt, des Weiteren erfolgte eine Schmerztherapie sowie eine Antiphlogistikagabe. Am nächsten Tag war der Befund allmählich rückläufig und die Hoden beidseits waren weiterhin gut perfundiert. konnte von einem akut-idiopathischen Skrotalödem (AISE) als Arbeitsdiagnose ausgegangen werden.

Der Patient wurde in der Folge stationär mit Antiphlogistika behandelt und konnte nach einem Tag bei deutlicher Befundverbesserung zur weiteren ambulanten Nachsorge entlassen werden.

Schlussfolgerung: Das akute idiopathische Skrtotalödem (AISE) tritt in der Regel bei pädiatrischen Patienten im Alter unter 10 Jahren auf. Bei Jugendlichen oder gar Erwachsenen ist dieses Krankheitsbild äußerst selten. Über den genauen Pathomechanismus herrschen bis dato kontroverse Theorien. Diskutiert werden neben allergischen Reaktionen, Traumata oder Infektionen als mögliche Ursachen. Das AISE ist per se eine Ausschlussdiagnose, deren Symptome in der Regel spontan innerhalb von 72 Stunden wieder verschwinden. Aufgrund der niedrigen Fallzahl beim Erwachsenen, gibt es für eine unterstützende medikamentöse Therapie keine konkret-eindeutige Therapieempfehlung. Es wird jedoch in der Literarur erwähnt, dass Antihistaminika wie auch Antibiotika keinerlei evidenten Nutzen bei einer Therapie des AISE haben.