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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Blasentumor – was nun?

Meeting Abstract

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  • Y. Enke - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland
  • Z. Hamidov - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland
  • X. Krah - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV6.08

doi: 10.3205/19swdgu051, urn:nbn:de:0183-19swdgu0513

Published: May 10, 2019

© 2019 Enke et al.
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Das Urothelkarzinom der Harnblase ist mit 16000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland der zweithäufigste Urogenitaltumor insgesamt und der häufigste bei Frauen. Oberflächliche Tumore können transurethral therapiert werden. Bei Nachweis einer Muskelinvasion ist dann jedoch eine radikal-chirurgischen Therapie im Regelfall notwendig.

Im Februar 2018 stellte sich eine 68-jährige Patientin mit blutig-gelblichem genitalen Ausfluss zur Abklärung vor. Im Dezember 2017 sei bereits auswärts eine endoskopische Blasentumorresektion ohne Malignitätsnachweis durchgeführt worden. In einer aktuellen CT-Abdomen zeigte sich am Blasenboden eine große girlandenförmige, solide Läsion mit zentraler Nekrose bei einer Größe von 5,5 x 3,5 cm. Differentialdiagnostisch ergab sich der dringende Verdacht auf Harnblasenkarzinom mit Urethrainfiltration. In der daraufhin durchgeführten TUR-Blase zeigte sich histologisch lediglich eine chronische, erosiv-ulzerierende, unspezifische Entzündung des Harnblasenauslasses und der Urethra ohne Malignitätsnachweis bzw. Hinweis auf eine spezifische granulomatöse Entzündung. Nach interdisziplinärer Fallbesprechung erbrachte auch eine transvaginale Tumorbiopsie nur den Nachweis einer unspezifischen abszedierenden und nekrotisierenden Entzündung, eine Tbc wurde mittels PCR ausgeschlossen. Bei mittlerweile destruierender Urethritis mit Fistelbildung nach vaginal und erneuter interdisziplinärer Besprechung führten wir schließlich eine vordere Exenteration und Ileumkonduitanlage durch. Die Entlassung konnte komplikationslos am 5. Tag postoperativ erfolgen. Histologisch zeigte sich im Bereich des Harnblasenbodens eine ausgedehnte hochgradige chronisch fibrosierende, granulierende, hochgradig akut eitrig-abszedierte, nekrotisierende Entzündung mit Übergreifen auf das paravaginale Bindegewebes und den Becken-boden. In der kompletten pathologischen Aufarbeitung wurden ein epithelialer und mesenchymaler Tumor, ein Lymphom und eine Mykose ausgeschlossen.

Dieser Fall demonstriert die Komplexität tumoröser Erkrankungen des Urogenitaltraktes. Damit wird einmal mehr die dringende Notwendigkeit einer interdisziplinären Patientenbetreuung veranschaulicht.