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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Die Beeinflussung radiologischer Befunde und konsekutiver adjuvanter Therapiemaßnahmen bei Hodentumorpatienten durch den Staging-Zeitpunkt (prä vs. post Ablatio testis): Eine unizentrische retrospektive Analyse von 236 Patienten

Meeting Abstract

  • R. Dotzauer - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • A. Salamat - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • A. Haferkamp - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • W. Jäger - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV4.05

doi: 10.3205/19swdgu032, urn:nbn:de:0183-19swdgu0324

Published: May 10, 2019

© 2019 Dotzauer et al.
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Einleitung: Bei Verdacht auf Vorliegen eines Hodentumors ist eine operative Freilegung des Hodens indiziert. Bei klinischer oder histologischer Verdachtserhärtung erfolgt darauf die chirurgische Entfernung. Für die Bestimmung des klinischen Tumorstadiums wird zudem ein Staging mittels CT oder MRT durchgeführt. Bei präoperativer Durchführung kann der Patient – im Falle eines intraoperativ doch benignen Befundes – einer unnötigen Strahlenexposition ausgesetzt worden sein. Bei einem postoperativen Staging können bisweilen durch intraoperativ Manipulation bedingte unspezifische Lymphknotenvergrößerungen nachgewiesen werden. Diese können wiederum eine vermehrte Strahlenexposition durch die Notwendigkeit von Kontrollbildgebungen oder sogar eine erhöhte Rate an adjuvanten Therapien bedingen. Auf Grund des Mangels an geeigneten Studien zu diesem Thema gibt es noch keine klare Empfehlung der EAU, zu welchem Zeitpunkt eine Umfelddiagnostik erfolgen sollte.

Material und Methoden: In einem retrospektiven Gruppenvergleich wurde alle Patienten (56 Patienten mit präoperativer und 180 Patienten mit postoperativer Bildgebung), die zwischen 2014 und 2017 in unserer Klinik einer inguinalen Orchiektomie unterzogen wurden, auf unspezifische Lymphknotenvergrößerungen und die Anzahl der Schnittbildgebungen, Chemotherapien sowie Bestrahlungen untersucht.

Ergebnisse: Hinsichtlich des Vorkommens von Seminomen und Nichtseminomen gab es signifikante Unterschiede zwischen der Kohorte mit präoperativer Bildgebung und der mit postoperativem Staging (Seminome 54.7% vs. 77,1%, p=0.003; Nichtseminome 52,8% vs. 33,7%, p=0.01). Der Anteil der Mischtumore zeigte keinen signifikanten Unterschied (28,3% vs. 23,4%, p=0,47). Bezüglich Patientenalter, Tumorgröße, pT-Stadium und klinischem Stadium gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. In der Kohorte mit postoperativer Bildgebung zeigte sich ein signifikant höheres Vorkommen von unspezifischen retroperitonealen, inguinalen und pelvinen Lymphknoten (retroperitoneal 31,8% vs. 15,4%; p=0,023; inguinal 17,9% vs. 3,8%; p=0,013; pelvin: 15,1% vs. 1,9%; p=0,013). Zudem zeigte sich in dieser Kohorte eine tendenziell vermehrte Anwendung von Chemotherapien (24.4% vs. 12,5%; p=0,064) und Bestrahlungen (6,1% vs. 1,8%; p=0,19) im Vergleich zur Gruppe mit präoperative durchgeführter Schnittbildgebung.

Schlussfolgerung: Die Wahl des Zeitpunkts der Umfelddiagnostik bei Hodentumoren scheint einen Einfluss auf den Nachweis von unspezifischen Lymphknotenvergrößerungen und die Anzahl konsekutiver Therapiemaßnahmen zu haben. Um das Risiko einer Übertherapie durch adjuvante Bestrahlung oder Chemotherapie zur minimieren, empfehlen wir bei eindeutigem Lokalbefund die Umfelddiagnostik präoperativ durchzuführen.