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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Einschichtiger gegenüber mehrschichtiger Wundverschluss beim Supracostal-Schnitt: Ergebnisse einer prospektiv-randomisierten, verblindeten, multizentrischen Studie

Meeting Abstract

  • M. C. Kriegmair - Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Urologie, Mannheim, Deutschland
  • N. Huck - Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Urologie, Mannheim, Deutschland
  • K. Hiller - Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Urologie, Mannheim, Deutschland
  • F. Siegel - Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Urologie, Mannheim, Deutschland
  • C. Leitsmann - Universität Göttingen, Klinik für Urologie, Göttingen, Deutschland
  • M. Rothamel - Urologie München-Planegg, Planegg, Deutschland
  • M. Ritter - Universität Bonn, Klinik für Urologie, Bonn, Deutschland
  • C. Bolenz - Universität Ulm, Klinik für Urologie, Ulm, Deutschland
  • M. Kriegmair - Urologie München-Planegg, Planegg, Deutschland
  • L. Trojan - Universität Göttingen, Klinik für Urologie, Göttingen, Deutschland
  • M. S. Michel - Universitätsklinikum Mannheim, Klinik für Urologie, Mannheim, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV4.04

doi: 10.3205/19swdgu031, urn:nbn:de:0183-19swdgu0310

Published: May 10, 2019

© 2019 Kriegmair et al.
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Hintergrund: Der Supracostal-Schnitt ermöglicht einen übersichtlichen und direkten Zugang zu den retroperitonealen Organen. Ein erheblicher Anteil der über diesen Zugang operierten Patienten leidet postoperativ unter einer Flankenwölbung, Hernie oder gar halbseitigen Bauchwandrelaxatio. Als Ursache gilt der traumatische Zugangsweg, bei dem es anatomisch bedingt zu Muskel- und Nervenschädigungen kommen kann. Potentiell kann der Wundverschluss ebenfalls zu Nerven- und Muskelläsionen beitragen. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, inwiefern ein einschichtiger oder mehrschichtiger Wundverschluss Auswirkungen auf die postoperative Ausbildung einer Flankenwölbung und das Risiko von Hernien und nervalen Bauchwandrelaxationen hat.

Material & Methoden: Nach positivem Ethikvotum wurden Patienten vor Operation über einen Supracostal-Schnitt in die prospektiv randomisierte, multizentrische Studie eingeschlossen (DRKS00008020). Über eine Software-gestützte Block-Randomisierung (1:1) erfolgte die Zuteilung zu zwei Gruppen. Gruppe 1 erhielt einen mehrschichtigen Wundverschluss: Einzelknopfnähte der tiefen und mittleren Faszien, Stärke 1x0, Polyfil und fortlaufende Schlingennaht der oberflächlichen Faszie, Stärke 1, monofil. Gruppe 2 erhielt einen einschichtigen Wundverschluss: fortlaufende Schlingennaht der oberflächlichen Faszie, Stärke 1, monofil. Eine verblindete Nachsorgeuntersuchung nach 6 Monaten untersuchte das Vorliegen einer Flankenwölbung als primären Endpunkt, das Schmerzniveau (VAS 1-10), die Zufriedenheit mit dem Wundverschluss (Likert-Skala 1-6), sowie das Vorliegen einer Hernie.

Ergebnisse: Es wurden 218 Patienten in die Studie eingeschlossen. 177 Patienten konnten in der finalen Auswertung berücksichtigt werden (90 Gruppe 1, 87 Gruppe 2). Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich Patientencharakteristika oder operativer Parameter. Der Wundverschluss dauerte in Gruppe 1 15,7 min und in Gruppe 2 9,4 min (p<0.0001). Eine Bauchwandrelaxatio wurde nicht beobachtet. Nach 6 Monaten fand sich bildmorphologisch eine Hernie bei 6,7% (n=6) bzw. 10.3% (n=13) der Patienten (p=0.42). Insgesamt zeigte sich bei 34% (n=31) aller Patienten aus Gruppe 1 und bei 51% (n=45) der Patienten aus Gruppe 2 eine Flankenwölbung im Bereich des Schnittes (RR= 1,34, p=0.021). Ein größerer supracostaler Anteil des Schnittes war unabhängig vom Wundverschluss mit einem geringeren Risiko für eine Flankenwölbung assoziiert (p=0.01). Das angegebene Schmerzniveau (p=0,88) und die Zufriedenheit mit dem Wundverschluss (p=0,23) waren zwischen den Gruppen nicht unterschiedlich.

Diskussion: Eine Bauchwandrelaxatio wurde nicht beobachtet. Das Risiko für eine Hernie war nicht unterschiedlich zwischen den Gruppen. Ein einschichtiger Wundverschluss ist mit einem erhöhten Risiko für eine umschriebene Flankenwölbung assoziiert. Ein größerer supracostaler Anteil des Schnittes reduziert dabei, unabhängig vom Wundverschluss, das Risiko für eine Flankenwölbung.