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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Ausgedehntes retroperitoneales Rezidiv eines extragonadalen Keimzelltumors 35 Jahre nach initialer Diagnose – ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • Simone Ernst - Universitätsklinikum des Saarlandes
  • Christina Niklas
  • Stefan Siemer
  • Michael Stöckle
  • Julia Heinzelbecker

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu055

doi: 10.3205/18swdgu055, urn:nbn:de:0183-18swdgu0557

Published: June 5, 2018

© 2018 Ernst et al.
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Text

Einleitung: Extragonadale Keimzelltumoren repräsentieren nur einen kleinen Teil aller Keimzelltumoren und sind mit einer schlechteren Langzeitprognose vergesellschaftet. Trotz erfolgreicher kurativer Therapie kann es noch lange nach Diagnosestellung zu Rezidiven kommen.

Material und Methodik: Wir berichten über einen 68jährigen Mann, der sich mit Bauchumfangsvermehrung, abdominellen Schmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten vorstellte. In der Vorgeschichte fand sich die Erstdiagnose eines extragonadalen Keimzelltumors im Retroperitoneum im Jahre 1982 („Kombinationstumor embryonales Karzinom und Teratokarzinom“). Aufgrund der lange zurückliegenden Erstdiagnose waren keine weiteren Details zur Histologie bekannt. Die Therapie bestand damals aus einer Chemotherapie (Schema unbekannt) und einer operativen Residualtumor-Resektion. Außerdem war die Entfernung eines abdominellen Rezidivs im Jahre 2012 (Histologie: „Rezidiv eines Teratoms mit sarkomatoider, knöcherner und chondroider Komponente“) erfolgt, seitdem hatte sich der Patient aus Angst einer Nachsorge entzogen. Nach Entfernung des Rezidives war auch eine Chemotherapie begonnen worden (ein Zyklus PEI, ein Zyklus EP), die jedoch bei ausgeprägten Therapiekomplikationen (Aplasie, fulminante Lungenembolien) sowie schlechtem Ansprechen abgebrochen worden war. Bei der aktuellen Vorstellung ließ sich bereits bei der körperlichen Untersuchung eine große intraabdominelle Tumormasse palpieren, sodass umgehend eine bildgebende Diagnostik veranlasst wurde. Hier zeigte sich ein ausgedehnter Tumor (20x25cm) im Retroperitoneum mit Verlagerung der rechten Niere sowie der Leber, Kompression der V. cava inferior sowie fraglicher Infiltration des M. iliopsoas rechts. Ferner wurde der dringende Verdacht auf pulmonale Metastasen gestellt. Laborchemisch fiel ein erhöhtes ß-HCG von 31mIU/ml bei normwertigem AFP und normwertiger LDH auf.

Ergebnisse: Bei ausgedehntem Tumorbefund wurde in Anbetracht der Histologie und einem schlechten Ansprechen auf die komplikationsträchtige Chemotherapie in der Vergangenheit die Indikation zur erneuten operativen Tumorresektion gestellt. Intraoperativ zeigte sich das gesamte rechte Hemiabdomen vom Tumor eingenommen. Um den Tumor in toto resezieren zu können, musste neben einer Hemikolektomie rechts eine Teilresektion des rechten M. iliopsoas, eine Nierenteilresektion, eine Harnleiter-Teilresektion mit Psoas Hitch sowie eine Dünndarm-Segmentresektion durchgeführt werden.

Schlussfolgerung: Bei extragonadalen Keimzelltumoren kann es auch noch viele Jahre nach Diagnosestellung und kurativer Therapie zu Rezidiven kommen. Eine regelmäßige Nachsorge ist daher essentiell.