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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Glück gehabt: Hodenerhalt bei isolierter offener Skrotalverletzung mit Abriss der Testikulargefäße

Meeting Abstract

  • Maxim Kochergin - Krankenhaus Nordwest
  • Lisa Esken
  • Marwin Klebe
  • Ulrich Witzsch
  • Eduard Walter Becht

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu048

doi: 10.3205/18swdgu048, urn:nbn:de:0183-18swdgu0484

Published: June 5, 2018

© 2018 Kochergin et al.
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Text

Ein 43-jähriger Patient wurde notfallmäßig eingeliefert mit offener Skrotalverletzung im Rahmen eines Auffahrunfalls mit dem Motorroller.

Beim Sturz über den Lenker kam es zu einer offenen Risswunde am rechten Hodensack mit Luxation des Hodens aus dem Skrotalfach.

Bei Aufnahme fand sich eine ca. 12cm x 1,5cm lange Ablederung der Skrotalhaut mit Eröffnung des rechten Skrotalfaches und freiliegendem rechten Samenstrang und Hoden.

Nach interdisziplinärer Schockraumversorgung und Ausschluss weiterer Verletzungen erfolgte eine unmittelbare operative Revision. Nach Darstellung der lazerierten Hodenhüllen fand sich ein Abriss der hodenversorgenden Gefäße im Bereich der Insertion in den Testikel. Bei intaktem Ductus deferens, der bis zum Hoden verfolgbar war, wurde dennoch ein Versuch des Hodenerhaltes unternommen. Die blutende A. testicularis sowie Teile des Plexus pampiniformis mussten ligiert werden. Der Hoden wurde an die ausgerissenen Anteile des Samenstranges adaptiert und nach Mobilisation zurück ins Skrotalfach platziert. Die Wunde konnte nach Resektion des livide verfärbten und damit unzureichend perfundierten Hautstreifens, Debridement und Drainageeinlage primär verschlossen werden.

Nach unauffälligem postoperativen Verlauf konnte der Patient am 9. postoperativen Tag bei weitgehend regredienten Entzündungsparametern, rückläufiger Skrotalschwellung und dopplersonographisch partiell wieder darstellbarer Perfusion des Hodens entlassen werden. Die weiteren, nachstationären Verlaufskontrollen bis 6 Monate postoperativ zeigten weiterhin eine, wenn auch verminderte Perfusion des rechten Hodens, das Parenchym wirkte im Seitenvergleich inhomogen, der Patient war zuletzt beschwerdefrei.

Ein penetrierendes Skrotaltrauma kommt sehr selten vor und erfordert in der Regel eine primäre operative Exploration, im Rahmen derer eine Entscheidung bezüglich eines Hodenerhaltes getroffen werden muss. Erfahrungen aus der Kinderurologie (Fowler-Stephens-Manöver) bestätigen, dass ein Ausschluss der A. und V. testiculares aus der Durchblutung des Hodens häufig ohne benachteiligenden klinischen Konsequenzen verläuft. Der vorgestellte Fall soll illustrieren, dass auch bei Erwachsenen mit komplexen Skrotalverletzungen mit kompromittierter Durchblutung ein Hodenerhalt erfolgreich verlaufen kann.