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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Diagnostische Herausforderung bei segmentalem Hodeninfarkt – Ein Fallbericht

Meeting Abstract

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  • Miklos Dobej - SRH Kliniken Sigmaringen
  • Kurt Jost - SRH Kliniken Sigmaringen
  • Peter Wetzel - Pathologie in Überlingen
  • Zoltan Varga - SRH Kliniken Sigmaringen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu047

doi: 10.3205/18swdgu047, urn:nbn:de:0183-18swdgu0475

Published: June 5, 2018

© 2018 Dobej et al.
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Einleitung: Segmentale Hodeninfarkte stellen eine sehr seltene Ursache für akute Hodenschmerzen dar. Betroffen sind meist jüngere Männer zwischen der 2. und 4. Lebensdekade. Die Differentialdiagnostik umfasst alle Entitäten, die ein akutes Skrotum verursachen können. In der Regel lässt sich keine Ursache für den Infarkt eruieren.

Fallbericht: Ein 24-jähriger Mann stellte sich notfallmäßig mit seit 8 Stunden bestehenden starken Schmerzen im Unterbauch ausstrahlend in das linke Skrotalfach vor. Bei der klinischen Untersuchung fand sich im Bereich der Leiste und äußeren Genitale keine Auffälligkeit. Die Dopplersonografie zeigte eine bds. gleichmäßige Hodenperfusion. Im neurologischen Konsil wurde eine Wurzelreizung L4 links diagnostiziert. Urin und Laborparameter waren bis auf eine Hyperurikämie (11,5 mg/dl) und Leukozytose (14260) unauffällig. Der Patient wurde nach Ausschluß Ureterkolik und Akutes Skrptum entlassen. 6 Tage später erfolgte die Wiedervorstellung bei Persistenz der Schmerzen und jetzt neu aufgetretener dezenter Skrotalschwellung. Es fand sich in der Farbkodierten Duplexsonografie ein echoarmes nicht perfundiertes Areal im Bereich des Hodenoberpols. Es folgte die inguinale Hodenfreilegung mit PE und Teilresektion des auffälligen Areals sowie PE aus dem unauffällig imponierenden Anteil im Bereich des Hodenunterpols. Im Schnellschnitt fand sich Nekrose ohne HInweis auf ein Malignom, sodass der Hoden belassen wurde. In der endgültigen histologischen Aufarbeitung fand sich eine hämorrhagisch infaziertes Hodenparenchym mit weitreichender Nekrose aus dem Oberpol und vitales Hodengewebe mit erhaltener Spermatogenes ohne Zeichen einer Infarzierung in der PE aus dem Unterpol. Der weitere Verlauf war postoperativ unauffällig.

Diskussion: Die Diagnose einer segmentalen Durchblutungsstörung des Hodens stellt eine differentialdiagnostische Herausforderung dar, eine rein bildgebende Diagnostik birgt eine diagnostische Unsicherheit sodass die operative Freilegung in den meisten publizierten Fällen erfolgte. Im Wissen über die mögliche Diagnose eines Hodeninfarktes kann eine Überbehandlung mit vollständiger Entfernung des Hodens vermieden werden. In wieweit die Kontrasmittelsonografie eine operative Freilegung verhindern kann, lässt sich aktuell nicht absehen.

Schlussfolgerung: Die dopplersonografische Befund des Hodeninfarktes mit segmentalen Ausfall der Hodendurchblutung kann offensichtlich mit einer zeitlichen Verzögerung zum Schmerzeintritt auftreten. Bei unklaren Befunden ohne offensichtlich fassbare Pathologie sollte das Vorliegen eines noch nicht demarkierten Hodeninfaktes in Erwägung gezogen werden.