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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Die primäre perkutane Radiatio des lokalisierten Prostatakarzinoms – eine nebenwirkungsarme primäre Therapie?

Meeting Abstract

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  • Oliver Brock - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein Bad Wildungen
  • Marius Cristian Butea-Bocu
  • Ullrich Otto

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu042

doi: 10.3205/18swdgu042, urn:nbn:de:0183-18swdgu0427

Published: June 5, 2018

© 2018 Brock et al.
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Fragestellung: Die primäre Strahlentherapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms wird häufig verglichen mit der radikalen Prostatektomie hinsichtlich der Tumorkontrolle als gleichwertige, aber nebenwirkungsarme Therapie dargestellt. Es soll in dieser Studie untersucht werden, welche postradiogenen Funktionsstörungen und Einschränkungen auftreten und wie sie während einer AHB effektiv therapiert werden können

Methodik: In der Zeit von 5/2011 bis 10/2017 wurden insgesamt 1095 Patienten nach Strahlentherapie bei Prostatakarzinom im UKR behandelt, davon 537 (49%) Patienten nach primärer perkutaner Radiatio des lokalisierten Prostatakarzinoms. Zu Beginn (T1) und am Ende (T2) der Rehabilitationsmaßnahme wurden verschiedene Miktionsparameter, Proktitisbeschwerden sowie das Ausmaß der Fatigue erfasst. Die psychophysische Belastung wurde mit dem validierten Fragebogen FBK-R10 ermittelt. Die Therapie erfolgte S3-leitliniengerecht.

Ergebnis: Das mediane Alter der Gesamtkohorte lag bei 72 Jahren (Range 47 bis 88), das der primär bestrahlten Patienten im Median bei 74 Jahren. Komorbiditäten waren statistisch hoch signifikant (p< 0,001 bis p= 0,029) häufiger bei den primär bestrahlten als bei den adjuvant oder salvage-bestrahlten Patienten. Zur Therapie der ausgeprägten postradiogenen Blasenentleerungsstörung erhielten die primär radiierten Patienten in 26,6% Anticholinergika, in 48,2% Alpha-1-Rezeptorblocker und in 32,2% lokale Harnblaseninstillationen sowie zur Therapie der Proktitis in 24,8% kortisonhaltige Applikationen. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der obstruktiven und irritativen Miktionsbeschwerden (IPSS Median T1: 15; T2: 9; p< 0,001), des medianen Miktionsvolumens (T1: 155 ml; T2: 185 ml), der Proktitis, der Fatigue und der psychischen Belastung (FBK-R10 Median T1: 13; T2: 8; p< 0,001)

Schlussfolgerung: Die primäre perkutane Radiotherapie des lokalisierten Prostatakarzinoms geht mit ausgeprägten Nebenwirkungen und einem hohen Leidensdruck der Patienten einher. Die funktionellen Defizite lassen sich im Zuge einer fachspezifischen uroonkologischen Rehabilitationsmaßnahme gut therapieren, sodass eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität daraus resultiert. Daher sollte jedem Patienten nach perkutaner Radiatio des Prostatakarzinoms eine fachspezifische AHB-Maßnahme empfohlen werden.