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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Antibiotische Prophylaxe bei der radikalen Prostatektomie – Single shot ausreichend

Meeting Abstract

  • Marie-Claire Rassweiler-Seyfried - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
  • Friedrich Hartung
  • Thomas Miethke
  • Manuel Ritter
  • Patrick Honeck

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu036

doi: 10.3205/18swdgu036, urn:nbn:de:0183-18swdgu0363

Published: June 5, 2018

© 2018 Rassweiler-Seyfried et al.
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Text

Einleitung: Der übermäßige Einsatz von Breitbandantibiotika, insbesondere von Fluorchinolonen und Cephalosporinen, führt zu einer Erhöhung bakterieller Resistenzen. Laut EAU- und AUA-Leitlinie genügt eine Einzeldosis Antibiotika oral 60 min. oder intravenös 30 min. vor sauber-kontaminiert deklarierten Engriffen (z.B. radikale Prostatektomie). Cephalosporine oder Chinolone der zweiten Generation werden üblicherweise verwendet. Um einen katheterassoziierten Harnwegsinfektion zu verhindern, wurde in unserem alten Antibiotikaprotokoll ein orales Chinolon bis zur Entfernung des Dauerkatheters gegeben. Wir haben das perioperative Antibiotika-Management für alle urologischen Eingriffe in unserer Klinik überarbeitet, um eine Überdosierung von Antibiotika zu verhindern. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob es einen Unterschied in der Infektions-/ und Komplikationsrate nach Modifikation des Antibiotikaprotokolls gibt.

Material und Methoden: Von 01/2014 bis 11/2015 wurden 414 Patienten aus unserer prospektiven Registerdatenbank für alle radikalen Prostatektomien (offen und robotisch) untersucht.

Seit 01/2015 erhielten die Patienten lediglich eine Einzeldosis Cephalosporin i.v. 2. Generation zu Beginn der Operation. Im Falle einer positiven präoperativen Urinkultur wurde der Patient 3 Tage lang, beginnend einen Tag vor der Operation, mit einer resistenzgerechten Antibiose (oral) therapiert. 203 Patienten (Gruppe 1) wurden laut altem Protokoll behandelt, 211 (Gruppe 2) erhielten eine Antibiotikaprophylaxe bzw. -Therapie nach dem neuen Protokoll. Die folgenden Variablen wurden ausgewertet: Alter, assoziierte Komorbiditäten, Body-Mass-Index, Blut (Leukozyten, C-reaktives Protein (CRP), Kreatinin, Komplikationen, Katheterliegedauer, Urinstatus, Fieber, Operationszeit, histopathologisches Ergebnis.

Eine postoperative Infektion wurde dokumentiert, wenn eine positive Urin- oder Blutkultur vorlag, sowie Fieber über 38,5 ° C und ein Anstieg der Entzündungswerte im Blut (Leukozytose, CRP-Erhöhung) vorlagen. Bei einer Leukozytose ohne klinischer Symptomatik wurde keine zusätzliche Antibiotikatherapie eingeleitet.

Für statistische Analysen wurden Chi-Quadrat-Test, U-Test und Fischer-Test verwendet.

Ergebnisse: Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p = 0,654) bzgl. postoperativer Infektionen oder Komplikationen (11,3% vs. 10,9%). Abgesehen von der Leukozytose gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Schlussfolgerung: Eine einmalige Antibiotikagabe oder gezielte Therapie für 3 Tage ist bei einer radikalen Prostatektomie ausreichend. Ein verantwortungsvoller Umgang mit verfügbaren Antibiotika ist wichtig, um bakterielle Resistenzen zu reduzieren.