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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Die neoadjuvante Chemotherapie des Urothelkarzinoms der Harnblase – eine Analyse des aktuellen Versorgungsstandards

Meeting Abstract

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  • Jörg Minner - Hegau-Bodensee Klinikum Singen
  • Niko Zantl

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu025

doi: 10.3205/18swdgu025, urn:nbn:de:0183-18swdgu0256

Published: June 5, 2018

© 2018 Minner et al.
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Hintergrund: Ziel der Studie war es, den aktuellen Versorgungsstandard von Patienten mit muskelinvasiven, nicht metastasierten Urothelkarzinomen der Harnblase in Bezug auf die neoadjuvante Chemotherapie zu untersuchen.

Material und Methoden: Vom 01.01.2015 bis 31.12.2017 wurden retrospektiv die klinischen Daten nach neoadjuvanter Chemotherapie (3 Zyklen Gemcitabine/Cisplatin) und anschließender Zystektomie erfasst.

Ergebnisse: Innerhalb des beschriebenen Zeitraums wurden 108 Zystektomien aufgrund eines Urothelkarzinoms durchgeführt.

Davon erfüllten 55/108 formal (51%) die Staging-Kriterien zur neoadjuvanten Chemotherapie (NAC). 18/108 (17%) der Patienten erhielten eine NAC, welche bei 8/18 (44%) nach Plan beendet wurde. In der NAC-Gruppe erhielten 9/18 (50%) eine Neoblase (NB), 8/18 (44%) ein Ileumconduit (IC) sowie 1/18 (5%) eine Ureterocutaneostomie (UC). Von den Patienten ohne NAC erhielten 29/90 (32%) eine NB, 52/90 (57%) ein IC, sowie 9/90 (10%) eine UC.

Das Durchschnittsalter der Patienten mit NAC betrug 66 Jahre, das der Patienten ohne NAC 70 Jahre. Die präoperativen gemittelten Kreatininwerte betrugen bei Patienten mit NAC 0.94 mg/dl, bei Patienten ohne NAC 1.13 mg/dl. Der gemittelte präoperative ECOG betrug bei Patienten mit NAC 0.9, bei Patienten ohne NAC 0.6.

Die durchschnittliche OP-Dauer der Patienten mit NAC betrug 4.38 Stunden, davon 4.80 Stunden bei NB, 4.03 Stunden bei IC sowie 3.55 Stunden bei UC. Zum Vergleich betrug die mittlere OP-Dauer der Patienten ohne NAC 3.83 Stunden, davon 4.53 Stunden bei NB, 3.77 Stunden bei IC und 2.48 Stunden bei UC.

Die postoperative Komplikationsrate (>Clavien II) der Patienten mit NAC betrug 33% (48% bei Patienten ohne NAC). 27/90 (30%) Patienten ohne NAC wurde im Rahmen des interdisziplinären Tumorboards eine adjuvante Chemotherapie empfohlen.

Schlussfolgerungen: Die Studie bildet die aktuelle Versorgungssituation von Patienten mit neu diagnostizierten muskelinvasiven Urothelkarzinomen der Harnblase ab.

Die postoperative Komplikationsrate war nach neoadjuvanter Chemotherapie niedriger, möglicherweise wegen eines jüngeren und weniger morbiden Patientenkollektivs. Andererseits verlängerte sich die OP-Dauer bei Patienten mit NAC unabhängig von der Wahl der Harnableitung.

Ungefähr die Hälfte der gesamten Zystektomie-Patienten kam aufgrund histologischer Kriterien für eine NAC in Frage. In der Realität besteht jedoch eine hohe Komorbidität im Patientenkollektiv, so dass lediglich eine kleine, optimal selektionierte Patientengruppe tatsächlich für die Durchführung einer NAC in Frage kommt. Zudem zeichnet sich die Systemtherapie durch mäßige Verträglichkeit aus, so dass von über einem Drittel der Patienten mit NAC die veranschlagte Zahl von 3 Zyklen nicht vollendet wurde.