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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

64. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Bayern

08. - 09.05.2015, Nürnberg

Waschmittel in Gelkapseln – ein erhöhtes Risiko für Kleinkinder?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker R. Katlein - Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder-und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-Zentrale, Freiburg, Deutschland
  • M. Hermanns-Clausen - Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder-und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-Zentrale, Freiburg, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 64. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Bayern. Nürnberg, 08.-09.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15sgkjP21

doi: 10.3205/15sgkj30, urn:nbn:de:0183-15sgkj305

Published: March 25, 2015

© 2015 Katlein et al.
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Hintergrund: Seit 2012 sind Waschmittel in Gelkapseln auch in Deutschland erhältlich. Die bunten und kleinen Einzelverpackungen für Flüssigwaschmittel sind für Kleinkinder sehr attraktiv zum Spielen. Waschmittel in Gelkapseln können starke Schleimhautreizungen verursachen, da die Tensid-Konzentration in den Gelkapseln sehr hoch ist und die wasserlösliche Hülle nicht sehr stabil ist.

Methode: Retrospektive Recherche in der Fall-Datenbank der VIZ zu Expositionen mit Waschmitteln bei Säuglingen und Kleinkindern (0–5 Jahre) im Zeitraum von 01/2012 bis 12/2014.

Ergebnisse: Zu Waschmitteln in Gelkapseln wurden folgende Daten ermittelt:

57 Fälle mit folgender Jahresverteilung wurden identifiziert: 9 Fälle in 2012; 22 Fälle in 2013 und 26 Fälle in Jahr 2014. 44 Kinder waren ≤2 Jahre alt. Orale Vergiftungen dominierten mit 56 Fällen (98%). In 60% der Fälle (34x) wurde berichtet, dass das Kind auf die Gelkapsel gebissen hatte.

Nur 9% (5 Fälle) der Kinder zeigten keine Symptome; in 16% (9 Fälle) traten mittelschwere Vergiftungen mit ausgeprägtem Stridor (1x), Abfall der pulsoxymetrisch gemessenen Sauerstoffsättigung (1x) und wiederholtem Erbrechen mit protrahiertem Verlauf (9x) auf. Leichte Symptome trat in 43 Fällen bzw. 75% auf z.B.: Erbrechen (24x); Atembeschwerden (16x); Trinkverweigerung (8x) und Weinen (11x).

Bei 52% der nachverfolgten Fälle war eine ärztliche Behandlung erforderlich (31% ambulant, 21% stationär).

Im gleichen Zeitraum gab es 511 Fälle mit sonstigen Waschmitteln. Der Schweregrad der Symptome zeigte ein deutlich anderes Bild und war folgendermaßen verteilt: 361 asymptomatische Fälle (71%), leichte Symptome bei 150 Fällen (29%) und kein Fall mit mittelschweren und schweren Symptomen.

Schlussfolgerung: Schon die Ingestion kleiner Mengen von Waschmitteln aus Gelkapseln kann zu starker Schleimhautreizung mit Stridor führen und eine stationäre Behandlung erfordern. Stridor ist ein äußerst seltenes Symptom bei Kleinkindern nach oralen Expositionen mit Haushaltschemikalien. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Waschmittel in Gelkapseln künftig häufiger dieses Symptom hervorrufen. Waschmittel sollten so zubereitet und vertrieben werden, dass ein versehentlicher Zugriff durch Kinder keine behandlungsbedürftigen Symptome verursacht. Fallberichte aus anderen Ländern, in denen Gelkapseln schon mehrere Jahre verwendet werden, unterstreichen die Gefahren durch diese neue Anwendungsform.