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Intrathekale Baclofentherapie (ITB) bei Kindern und Jugendlichen zur effektiven Tonussenkung bei spastischen und dystonen Bewegungsstörungen. Vorstellung der Indikationsstellung und möglichen Anwendung bei einer Patientin mit bilateral spastischer Cerebralparese (GMFCS V)
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Published: | March 25, 2014 |
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Fragestellung: Die stark ausgeprägte Bewegungsstörung bei einer Patientin mit bilateral spastischer Cerebralparese (GMFCS V) schränkt ihre Lebensqualität erheblich ein. Einschießende Spastiken behindern die Unterstützte Kommunikation mittels Eyetracking, Lagerung, Transfer und die Pflege. Die bislang zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten wie Physiotherapie, Hilfsmittel, Orthesen, orale Spasmolytika und Botulinumtoxin sind nicht ausreichend.
Methodik: Die Gabe von Baclofen intrathekal über programmierbare Pumpen ergänzt seit den 1980er Jahren die therapeutischen Maßnahmen zur Tonussenkung bei schwerer Spastik und Dystonie. Planung und Durchführung der ITB erfolgen stets in enger Zusammenarbeit mit Patient und Betreuern/Eltern durch ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Physiotherapeuten, ambulanter und stationärer Neuropädiatrie, Kinder-/Neurochirurgie und Kinderanästhesie. Nach gemeinsamer Festlegung der Therapieziele folgt meist eine Testphase. Baclofen wird hierbei intrathekal entweder als einmalige Bolusgabe oder über einen längeren Zeitraum mittels externer Perfusorpumpe über einen Katheter verabreicht. Nach erfolgreicher Testung folgen Pumpenimplantation und Nachsorge.Im Rahmen der Nachsorgetermine erfolgen die Wiederauffüllung der Baclofenpumpe, die Bewertung der Wirkung der ITB und bei Bedarf Dosisänderungen.
Ergebnisse: Die Wirkung der ITB auf Spastik und Dystonie ist unabhängig von der Grunderkrankung der Patienten. Durch die intrathekale Gabe sind 1000fach geringere Baclofendosen erforderlich. Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen werden reduziert. Die Dosis ist unabhängig von Gewicht oder Alter der Patienten. ITB senkt den Muskeltonus, reduziert die Anzahl opisthotoner Krisen, führt zu Schmerzlinderung, Pflegeerleichterung, Verbesserung der Sitzfähigkeit, der Kontaktaufnahme und der Stimmung. Mögliche Nebenwirkungen sind vorrangig Obstipation und Harnverhalt. Als Komplikationen können vor allem Störungen des Katheters aber auch Infektionen auftreten.
Schlussfolgerungen: Die ITB ist eine gute Option für diese Patientin mit ausgeprägter Spastik.Aufgrund möglicher Komplikationen bei der ITB ist eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Eltern/Betreuern erforderlich. Es bleibt abzuwarten, ob die Patientin von einer intrathekalen Baclofentestung profitiert.