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Varicella Zoster – ein Virus, zwei Fälle
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Published: | September 6, 2023 |
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Hintergrund: Das Varicella-zoster-Virus (VZV) verursacht mit einer Inzidenz von 2–3/1.000 Personenjahren Herpes Zoster (HZ). Die Entzündung am Auge kann alle okulären Strukturen betreffen. In circa 15% ist der Nervus ophthalmicus beteiligt.
Methodik: Es wird über zwei schwere Verläufe durch VZV-Infektion berichtet: eine Patientin mit Uveitis intermedia und eine weitere Patientin mit einseitigem akutem retinalem Nekrosesyndrom (ARN).
Ergebnis: Eine 44-jährige Patientin stellte sich mit seit 3 Monaten bestehendem Flusensehen links vor. Der Visus rechts war 1,0, links 0,8. Die Tensio war normwertig. Beidseits zeigte sich ein altersentsprechender Vorderaugenabschnitt.
Funduskopie: regelrechter Befund rechts, links Zellen und Trübung im Glaskörperraum sowie Gefäßumscheidungen superior. Initial wurde eine lokale und systemische Kortisontherapie sowie Fokussuche eingeleitet. Im Vorderkammerpunktat wurde VZV nachgewiesen. Daraufhin wurde die Therapie um topische und systemische Antivirostatika erweitert. Im zweiten Fall litt eine 50-jährige Patientin seit einer Woche an Verschwommensehen und ziliarer Injektion. Der Visus betrug rechts 1,0, links 0,5. Der vordere Augenabschnitt rechts war reizfrei, links zeigten sich einzelne granulomatöse Endothelbeschläge. Die Tensio war normwertig. Funduskopisch stellte sich rechts ein regelrechter Befund, links eine randunscharfe Papille, retinale Nekrose, periphere intraretinale Blutungen und Gefäßokklusionen dar. Initial erfolgte eine i.v. Therapie mit Ceftriaxon, Aciclovir und Prednisolon. Hierunter zeigte sich eine ungenügende Befundstabilität. In der Fokussuche positiver VZV-Nachweis im Vorderkammerpunktat. Daraufhin erfolgte die Therapieanpassung auf Valciclovir. Im weiteren Verlauf war die Dosisoptimierung bei Niereninsuffizienz nötig. Zwei Wochen nach Akutereignis entwickelte sich eine Ablatio retinae, die mittels Vitrektomie versorgt wurde.
Schlussfolgerung: HZ als Reaktivierung einer latenten VZV-Infektion weist mit zunehmendem Lebensalter (>50 Jahre) eine steigende Inzidenz auf. Bei Befall des Nervus ophthalmicus können neben dem klassischen Hautbefahl alle okulären Strukturen betroffen sein. Eine zügige Diagnosesicherung und gezielte Therapie sind zum Erhalt der Sehfähigkeit essenziell.