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Ein schwerer Fall von Lidphlegmone – Fallbericht
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Published: | September 6, 2023 |
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Hintergrund: Eine 87-jährige Patientin wurde Mai 2023 vom Rettungsdienst mit seit 2 Wochen progredienter Augenlidschwellung und Visusminderung beidseits in der Notaufnahme des Klinikum Magdeburg vorgestellt. Von dort erfolgte die Verlegung auf die ophthalmologische Normalstation der Uniklinik Magdeburg. Hier imponierten klinisch eine schmerzhafte Lidschwellung mit purulent-nekrotischen Auflagerungen beidseits, rechtsbetonte Chemosis der Bindehäute sowie eine eingeschränkte Motilität des rechten Auges. Der Visus betrug s.c. 0,05 rechts und 0,16 links. Der übrige Untersuchungsbefund war altersentsprechend. Im Verlauf entwickelte die Patientin Fieber mit einer Körpertemperatur von 39,0°C. Der Blutdruck lag bei 112/63 mmHg und die Herzfrequenz bei 75/min.
Ergebnisse: Durch ein ergänzend durchgeführtes cCT inklusive Nasennebenhöhlen sowie einer konsiliarischen Vorstellung der Patientin in der HNO konnte die Diagnose einer postseptalen Orbitaphlegmone ausgeschlossen werden. Es wurden leitliniengerecht eine nierenadaptierte systemische Antibiose mit Cefuroxim 750 mg i.v. sowie eine lokale Therapie mit Floxal-Augensalbe begonnen und nach Bestätigung des Vorliegens einer Mischinfektion mit Cefuroxim-sensiblen Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes im Antibiogramm beibehalten. Aufgrund des Fiebers bei einer septischen Laborkonstellation mit akuter Nierenschädigung (GFR=13 ml/min) infolge der Lidphlegmone, musste die Patientin in die Universitätsklinik für Nephrologie verlegt und dort für die Dauer von 7 Tagen stationär behandelt werden. Nach Rückverlegung setzten wir die Antibiose weiter fort und begannen eine supportive Madentherapie über 10 Tage im täglichen Wechsel mit Ofloxacin-Salbenverbänden und Wundkontrollen mit mechanischem Wunddebridement. Hierunter kam es rasch zur Regredienz der Schwellung und Visusbesserung (Visus s.c. 0,25 beidseits).
Schlussfolgerung: Eine korrekte Diagnosestellung und Therapie der Lidphlegmone erfordert oft interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf Anzeichen einer schweren Komplikation wie einer Sepsis oder Sinus-Cavernosus-Thrombose gelegt werden. Die Wundsanierung mittels Madentherapie stellt bei fortgeschrittenen Verläufen eine sinnvolle Ergänzung zur alleinigen Antibiose dar, da hierdurch die Therapiedauer verkürzt und das klinische Outcome verbessert werden kann.