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Kompensatorisches Blicktraining zur visuellen Rehabilitation bei PatientInnen mit homonymer Hemianopsie
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Published: | November 7, 2022 |
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Jedes Jahr erleiden in Deutschland 260.000 Menschen einen Apoplex, der in 40% der Fälle mit bleibenden visuellen Funktionsstörungen einhergeht, wie beispielsweise homonymen Gesichtsfelddefekten. Aufgrund der Komplexität der multiplen Störungen nach einem Apoplex bleiben die visuellen Einschränkungen oft undiagnostiziert und aufgrund von Kompensationsmechanismen des Gehirns subjektiv unbemerkt. Betroffene mit homonymer Hemianopsie beklagen beispielsweise Schwierigkeiten in der eigenständigen Orientierung und Mobilität, erhebliche berufliche Problemlagen und Einschränkungen der Aktivitäten des täglichen Lebens. Diese Defizite stellen eine Barriere für die soziale und berufliche Teilhabe dar, führen zu einer herabgesetzten visuellen Lebensqualität und steigern die Gefahr der Isolation. Im Rahmen einer vier bis sechswöchigen medizinischen Rehabilitationsmaßnahme bietet die REGIOMED Rehaklinik Masserberg ein intensives, kompensatorisches Blicktraining an. Ziel ist die Verbesserung der Orientierung und Mobilität und die Stärkung der visuellen Suche. Dies gelingt durch Erlernen eines effizienten, festen Blickrhythmus anstelle der meist verwendeten, jedoch ineffizienten und anstrengenden, kompensatorischen Kopfbewegung. Die erste Sakkade des Rhythmus erfolgt weit in Richtung blindes Halbfeld. Danach wird eine Kontrollsakkade in das sehende Halbfeld angeschlossenen, zur Vermeidung einer Überkompensation. Für die visuelle Suche werden weiterhin prinzipielle Suchstrategien und deren Anwendung besprochen sowie die gezielte Anwendung und korrekte Ausführung von Sakkadenmustern trainiert („Z“- und „V“-Bewegungen).