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28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

10.09. - 11.09.2021, Jena

Infektiöse Panuveitis bei drogenabhängiger Patientin

Meeting Abstract

  • Marie Burghardt - Halle/Saale
  • A. Viestenz - Halle/Saale
  • B. Kreft - Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Halle/Saale
  • R. Wienrich - Halle/Saale

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Jena, 10.-11.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21sath35

doi: 10.3205/21sath35, urn:nbn:de:0183-21sath350

Published: September 9, 2021

© 2021 Burghardt et al.
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Text

Hintergrund: Die okulären Manifestationsformen einer Syphilis haben chamäleonartige Charakteristik und können von einer Bindehautreizung bis hin zur Panuveitis, sowie Neuroparalyse reichen. Nach Angaben des RKI wurde 2019 mit 7.889 ein Höchststand an Neuinfektionen erreicht, was einer Inzidenz von 9.5/100.000 Einwohner entspricht.

Methoden und Ergebnisse: Akutvorstellung einer 41-jährigen Patientin durch den ambulanten Augenarzt zur Mitbeurteilung bei Sehverschlechterung auf <0.16 beidseits bei therapierefraktärer Panuveitis. Es zeigte sich eine Panuveitis mit ausgeprägtem Vorderkammerreizzustand beidseits. Der Glaskörper wies dichte Infiltrate auf und funduskopisch fanden sich links mehr als rechts chorioretinal imponierende weißliche Infiltrate. Die Patientin wurde zur Ursachenabklärung und Therapie aufgenommen. Bei vorbekanntem langjährigen Drogenabusus (Crystal Meth, Methadonsubstitution) und vorliegender Kachexie erfolgte eine weitgefasste Ursachenabklärung (HIV, TPHA, HSV, VZV, Candida, Borrelien). Es wurde eine systemische intravenöse Antibiose mit Ceftriaxon in Kombination mit einer antimykotischen und antiviralen Therapie eingeleitet. Der initiale Therapiestart wurde seitens der Patientin verzögert. Nach Vorliegen der positiven TPHA-Serologie erfolgte eine gezielte Anpassung der antibiotischen Therapie auf die intravenöse Gabe von Benzylpenicillin. Diese Therapie sowie die stationäre Behandlung wurden von der Patientin nach zwei Tagen beendet. In Rücksprache mit den mitbetreuenden Dermatologen wurde daraufhin eine orale Doxycyclin-Therapie eingeleitet und regelmäßige ambulante Kontrollen mit der Patientin verabredet. Im weiteren Verlauf kam es zu einer deutlichen Befundbesserung mit Visusanstieg beidseits.

Schlussfolgerungen: Die okuläre Beteiligung bei Syphilis beträgt 0.6–2.7%. Die Betroffenen sind meist männlich und in 2/3 der Fälle HIV-positiv. Eine Augenbeteiligung entspricht einer Neurosyphilis, welche nach aktualisierten Leitlinien (12/2020) mittels intravenösem Benzylpenicillin für 14 Tage behandelt wird. Eine besondere Herausforderung stellt die Therapieadhärenz bei drogenabhängigen Patienten dar und kann eine Abweichung von der First-Line-Therapie erfordern. Bei Uveitis unklarer Genese ist die Abklärung einer Infektion mit Treponema pallidum erforderlich. Unter konsequenter Therapie ist die Prognose gut und der Übertritt in eine Spätsyphilis vermeidbar.