gms | German Medical Science

28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

10.09. - 11.09.2021, Jena

Neue Sicherheitsaspekte in der Corneaspende – Untersuchungen an SARS-CoV-2-positiven Hornhauttransplantaten

Meeting Abstract

  • Diana Wille - Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Mitteldeutsche Corneabank Halle; Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH, Hannover
  • J. Heinzelmann - Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Mitteldeutsche Corneabank Halle
  • M. Karrasch - Universitätsklinikum Halle, Department für Labormedizin, Molekulare Diagnostik, Abteilung III
  • A. Kehlen - Universitätsklinikum Halle, Department für Labormedizin, Molekulare Diagnostik, Abteilung III
  • M. Lütgehetmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
  • D.S. Nörz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
  • U. Siebolts - Universitätsklinikum Halle, Institut für Pathologie
  • A. Müller - Universitätsklinikum Halle, Institut für Medizinische Mikrobiologie
  • N. Hofmann - Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH, Hannover
  • M. Börgel - Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH, Hannover
  • A. Viestenz - Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Mitteldeutsche Corneabank Halle

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Jena, 10.-11.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21sath09

doi: 10.3205/21sath09, urn:nbn:de:0183-21sath094

Published: September 9, 2021

© 2021 Wille et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Im Bereich der Gewebespende ist die Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern für die Sicherheit der Empfänger von essentieller Bedeutung. Neben der ausführlichen Anamnese ist eine vorausgehende Untersuchung der Spender auf mögliche Viruserkrankungen ein wichtiger Bestandteil des Spenderscreenings. In der mitteldeutschen Corneabank werden alle Spender zusätzlich mittels eines postmortalen gepoolten nasopharyngealen und konjunktivalen Abstrich per qRT-PCR auf SARS-CoV-2 getestet. Hornhautpräparate von hierbei als SARS-CoV-2-positiv getesteten Spendern wurden weiteren Untersuchungen unterzogen, um Daten für ein potentiell bestehendes Restrisiko der Infektionsübertragung zu erhalten.

Methoden: Bei SARS-CoV-2-Nachweis durch gepoolte nasopharyngeale und konjunktivaler Abstriche der verstorbenen Spender wurden die Hornhauttransplantate und das Kulturmedium unter entsprechenden Sicherheitsbedingungen bis zu 32 Tage kultiviert. In verschiedenen Zeitabständen wurden Gewebe-Proben inklusive Sklera-/Limbus-/Kornea-Areal sowie Kulturmedium entnommen und für den SARS-CoV-2-Nachweis mittels qRT-PCR bzw. Immunohistochemie sowie für die Analyse subgenomischer RNA (sg-RNA) verwendet.

Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen Januar und Mai 2021 wurden 4 Spender postmortal positiv auf SARS-CoV-2 getestet, deren prämortaler Schnelltest ein negatives Ergebnis aufwies. SARS-CoV-2 wurde zu Beginn der Transplantat-Kultur sowohl im Gewebe als auch im Medium nachgewiesen. Der Virus ist hauptsächlich in den Epithelzellen des Limbus lokalisiert. Die Viruskonzentration nimmt im zeitlichen Verlauf der Kultivierung ab, ist vereinzelt aber noch nach 28 Tagen nachweisbar. Sg-RNA als Hinweis auf die Virusaktivität ist vereinzelt über den gesamten Messzeitraum, wenn auch in geringer Konzentration detektierbar.

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass prämortale Schnelltests zum Ausschluss einer SARS-CoV-2-Infektion bei Hornhautspendern potentiell unzureichend sind. Während zu abklingenden SARS-CoV-2-Infektionen eine gute Datenlage vorliegt und das Risiko einer Infektion über Transplantate als gering eingestuft wird, verbleibt bei präsymptomatischen Neuinfektionen ein Restrisiko. Unsere Untersuchungen liefern erste Hinweise, dass jedoch bei Organkulturen das Risiko einer Virusübertragung aufgrund des längeren Kulturzeitraums minimiert wird.