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28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

10.09. - 11.09.2021, Jena

Autofluoreszenz der Linse als Marker für diabetische Spätschäden bei jungen Diabetes-mellitus-Typ-1-Patienten

Meeting Abstract

  • Sophie-Viktoria Lattke - Rostock; Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Universitätsmedizin Rostock
  • C. Zehm - Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Universitätsmedizin Rostock
  • O. Stachs - Rostock
  • A.G. Jünemann - Rostock
  • S. Baltrusch - Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Universitätsmedizin Rostock

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 28. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Jena, 10.-11.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21sath02

doi: 10.3205/21sath02, urn:nbn:de:0183-21sath021

Published: September 9, 2021

© 2021 Lattke et al.
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Text

Hintergrund: Im Verlauf eines Diabetes mellitus (DM) führen mikrovaskuläre und neurodegenerative Veränderungen als Folge der Stoffwechselentgleisung zu einer deutlichen Lebenseinschränkung der Erkrankten. Die Identifizierung von Patienten mit hoher Suszeptibilität für Spätschäden ist notwendig, um frühzeitig therapeutisch intervenieren zu können. Die Autofluoreszenz der Linse (AFL) des Auges scheint durch Modifikationen der Kristalline mit dem Lebensalter zuzunehmen. Ein erhöhter Blut- und damit Kammerwassergehalt an Glukose begünstigt diesen Prozess. Daher wurde untersucht, ob die Bestimmung der AFL in der DM-Diagnostik von Nutzen sein könnte.

Methoden: Die AFL wurde bilateral mithilfe des ClearPathDS-120 bei 7 Probanden (24±3 Jahre) im Tagesverlauf nüchtern und postprandial, und bei 5 Patienten mit Typ1 DM (23±3 Jahre) unabhängig von der Nahrungsaufnahme gemessen (n=4). Neben einer ophthalmologischen Untersuchung wurden Body-Mass-Index (BMI) sowie Glukose, glykiertes Hämoglobin (HbA1c) und Triglyceride im Blut bestimmt. Die ClearPathDS-120-Messung wurde nach 18 Monaten wiederholt. Eine Kohorte mit 74 Probanden (18–33 Jahre) wurde auf AFL, HbA1c-Wert und BMI untersucht.

Ergebnisse: Die AFL korrelierte zwischen beiden Augen (r2=0,965, p<0,0001) und zeigte bei den Probanden keine Abhängigkeit von Tageszeit und Nahrungsaufnahme. Eine Korrelation von AFL und Alter konnte bei den Probanden (r2=0,828, p=0,0119) und in der Kohorten-Studie (r2=0,635, p<0,0001) nachgewiesen werden, zeigte sich aber nicht zu HbA1c oder BMI. Probanden (n=2) mit einem BMI>25 hatten erhöhte Triglyceride im Blut, aber keine erhöhte AFL. Bei Typ1-DM-Patienten korrelierte die AFL mit der Diabetesdauer (r2=0,916, p=0,0106) und stieg innerhalb von 18 Monaten signifikant stärker an als bei den Probanden (p=0,0484). Nur Patienten (n=3) mit einer langen Diabetesdauer (18–20 Jahre), einem frühen Manifestationszeitpunkt (2–5 Jahre) und hohem HbA1c- Wert (61–68 mmol/mol) hatten eine signifikant höhere AFL als altersgleiche Probanden.

Schlussfolgerungen: Die AFL nimmt bereits in der dritten Lebensdekade signifikant mit dem Alter zu. Da die Kristalline und damit auch ihre Veränderungen durch Glykierung lebenslang erhalten bleiben, stellt die AFL ein Langzeitgedächtnis für Phasen der Stoffwechselentgleisung dar. Dies leistet der HbA1c-Wert nur über einen Zeitraum von zwei Monaten. Damit könnte die AFL-Bestimmung insbesondere bei jungen Patienten eine sinnvolle Ergänzung in der Verlaufskontrolle des DM sein.