gms | German Medical Science

23. Jahrestagung der Gesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens (SATh 23)

04.-05.09.2015, Suhl

Paroxysmale visuelle Phänome

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Björn Wito Walther - Neurologie, SRH Klinik Suhl

Gesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. 23. Jahrestagung der Gesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. Suhl, 04.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15sath14

doi: 10.3205/15sath14, urn:nbn:de:0183-15sath142

Published: September 3, 2015

© 2015 Walther.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Visuelle Trugwahrnehmungen sind individuelle Fehlwahrnehmungen, die in aller Regel paroxysmal auftreten.

Es werden Illusionen und Halluzinationen unterschieden, wobei bei bekanntermaßen Halluzinationen ohne einen äußeren Stimulus wahrgenommen werden, Illusionen jedoch durch einen äußeren Stimulus ausgelöst werden. Die Trugwahrnehmungen können innerhalb des Gesichtsfeldes als sogenannte kampine Halluzinationen erscheinen oder extrakampin, außerhalb des Gesichtsfeldes vorkommen. Bei den visuellen Halluzinationen unterscheidet man einfache Photopsien oder komplexe Halluzinationen. Photopsien können als Druckphosphene oder hypnagoge Photopsien physiologisch vorkommen. Zudem findet man sie bei Erkrankungen des Auges, des Gehirns oder bei Medikamenten- oder Drogeneinnahme. Bei neurologischen Erkrankungen liegen paroxysmale visuelle Phänomene vor allem bei der Migräne, bei Epilepsien mit fokalen Anfällen oder bei strukturellen Hirnschädigungen pontomesencephal oder okzipital vor. Visuelle Phänomene kommen auch bei Narkolepsie sowie bei Demenz oder Parkinson-Syndrom vor. Dabei sind besondere Charakteristika, wie der Beginn, die Bewusstseinslage, die Dauer der Ereignisse, begleitende Kopfschmerzen oder Auraphänomene zur Kenntnis der Unterscheidung der einzelnen Phänomene hilfreich. So finden sich Photopsien bei Migräne am ehesten als Striche, Linien oder Muster in ihrer Ausbreitung zentrifugal mit heller Leuchtstärke und zumeist unbunt oder mit schwachen Farben versehen und zumeist ohne emotionale Begleitreaktion. Photopsien bei Epilepsien sind zumeist Punkte oder runde Flecken, selten Muster, die sich in alle Richtungen ausbreiten können, sehr schnell bewegend, von der Leuchtstärke her wechselnd, zumeist rot oder vielfarbig und für den Betroffenen meist beunruhigend, ängstigend. Visuelle Halluzinationen als Folge morphologischer Hirnschädigungen, wie pedunkuläre Halluzinationen als Folge pontomesencephaler Hirninfarkte oder Halluzinationen im hemianopen Feld nach okzipitaler Hirnschädigung, z.B. infolge von Hirninfarkten, sind zumeist komplexer Natur. Die Kenntnis der Phänomenlogie dieser Phänomene hilft bei der raschen ätiologischen Zuordnung und Formulierung angemessener Fragestellungen für eine zielgerichtete Diagnostik.