gms | German Medical Science

Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony 2019

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

29. - 30.11.2019, Leipzig

Nebenwirkung der systemischen Sicca-Therapie

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Philipp Müller - Dresden
  • N. Terai - Dresden

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2019 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Leipzig, 29.-30.11.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc19sag05

doi: 10.3205/19sag05, urn:nbn:de:0183-19sag059

Published: February 27, 2020

© 2020 Müller et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die Keratokonjunktivitis Sicca ist ein häufiges okuläres Krankheitsbild, welches mit erheblicher Beschwerdesymptomatik und Einschränkung der Lebensqualität einhergehen kann. Neben der Vermeidung von Umwelt-/Risikofaktoren kommen Tränenersatzmittel und die Lidrandhygiene zur Anwendung. In therapierefraktären Fällen können antiinflammatorische Augentropfen und systemisches Tetrazyklin eingesetzt werden. Dieses Antibiotikum soll die bakterielle Kolonisierung der Lider und die damit verbundene Freisetzung von Lipase reduzieren, welche die Expression der Meibom-Drüsen durch vermehrte Freisetzung freier Fettsäuren beeinträchtigt.

Methoden: Wir berichten von einem 35-jährigen Patienten mit Rosazea und therapierefraktärer Keratokonjunktivitis Sicca, bei dem wir die systemische Tetrazyklintherapie initiierten. 3 Wochen nach Therapiebeginn wies der Patient eine dunkle Verfärbung einer Zunge auf.

Ergebnisse: Als seltene Nebenwirkung der Tetrazyklineinnahme entwickelte der Patient eine schwarze Haarzunge. Dabei handelt es sich um eine benigne Erkrankung des Zungenrückens, die durch einen haarigen, bräunlich-schwarzen Belag imponiert. Dies wird durch eine reduzierte Desquamation, sowie Elongation und Hyperkeratose der filiformen Papillen des Zungenrückens hervorgerufen. Die meist asymptomatische Veränderung kann bei einigen Patienten Geschmacksstörungen, Halitosis oder sogar einen Würgereiz hervorrufen. Zu den Risikofaktoren zählen Alkohol-, Kaffee- und Schwarzteekonsum, eine schlechte Oralhygiene und verschiedene Medikamente. So stehen neben Psychopharmaka auch verschiedenste Antibiotika in Verbindung mit der Ausbildung einer schwarzen Haarzunge. Die häufigsten unter ihnen sind Penicillin, Erythromycin, Neomycin, sowie auch Tetracyzline. Der Identifizierung und Vermeidung der auslösenden Ursache kommt besondere Bedeutung zu. Die Patienten sollten zu einer guten Oralhygiene angehalten werden. Das Debridement mit einer weichen Zahnbürste kann die Desquamation der hyperkeratotischen Papillen unterstützen.

Schlussfolgerung: Bei therapierefraktären Fällen der Keratokonjunktivitis Sicca im Rahmen einer Rosazea kann die systemische Tetracyclinengabe erfolgen. Eine seltene Nebenwirkung der Tetracycline ist schwarze Haarzunge. Es handelt sich um eine benigne, häufig spontan regrediente Veränderung der Zunge. Die Patienten sind über die Benignität aufzuklären und sollten das auslösende Agens meiden. Eine weiterführende Diagnostik ist in den meisten Fällen nicht notwendig.