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Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony 2012

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

30.11. - 01.12.2012, Leipzig

Augenheilkunde im Afghanistaneinsatz (ISAF-Einsatz)

Meeting Abstract

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  • Sylke Nerkelun - München

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2012 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Leipzig, 30.11.-01.12.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sag03

doi: 10.3205/12sag03, urn:nbn:de:0183-12sag038

Published: November 28, 2012

© 2012 Nerkelun.
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Hintergrund: Afghanistan befindet sich in Zentral- und Südasien mit Grenzen zu Pakistan, Iran Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und China und ist flächenmäßig ca. doppelt so groß wie die BRD, hat aber mit 28 Mio. nur ein Drittel der Einwohnerzahl Deutschlands. Es findet sich wenig nutzbare Infrastruktur und eine Analphabetenrate von geschätzt 65%. Nach dem Anschlag auf das World Trade Center agierte die NATO zunächst in der Operation „Enduring Freedom“ in Afghanistan. Im Dezember 2001 wurde durch ein UN-Mandat der Auftrag zum ISAF-Einsatz (International Security Assistance Force) mit ca 43.000 Soldaten erteilt.

Lage: Seither ist die Bundeswehr mit bis zu 3.200 Soldaten als drittgrößter Truppensteller im NATO-Verbund im Norden Afghanistans vertreten. Die Ärzte der Bundeswehr waren zunächst im Feldlazarett in Kabul im Camp Warehouse (Behandlung in Zelten und Containern) stationiert, seit 2006 im Camp Marmal in Mazer e Sharif mit den Außenposten Kunduz und bis vor kurzem Feyzabad. Im Lager Camp Marmal unterhält die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit anderen Nationen (Kollegen aus den USA, Ungarn und den Niederlanden) ein komplett ausgestattetes Feldlazarett Level 3 (vollklimatisierte Klinik vergleichbar einem Kreiskrankenhaus mit Notfallaufnahme, OP-Abteilung, Station, Labormedizin, Apotheke, Oralchirurgie/Zahnarzt, Facharztbereich u. a. mit einer Augenarztkomponente). Nur innerhalb eines modernen Feldlazaretts können komplexe Augen- und Gesichtsverletzungen erstversorgt werden, um die Patienten zur Repatriierung (StratAirMedEvac) und Weiterbehandlung in einem Krankenhaus der Maximalversorgung im Heimatland (z.B. Bundeswehrkrankenhaus) vorzubereiten nach dem Leitsatz: „Mission first, save life, limb and eyesight“.

Eine gute Zusammenarbeit besteht mit dem Augenarzt vor Ort im Rahmen des „Host Nation Support“ um v. a. die schweren Verletzungsmuster nach IED (Improvised Explosive Device) u. a. Anschlägen (allein in vorangegangenen Kriegen wurden mind. 7 Mio. Landminen verlegt!) und Gefechten zu bewältigen. Seit einigen Jahren ist es uns gelungen, Splitterschutzbrillen flächendeckend für unsere Soldaten einzuführen, so dass schwere perforierende Augenverletzungen immer weniger zu beklagen sind.

Es werden sowohl Angehörige der ISAF-Truppen, als auch der afghanischen Nationalarmee sog. ANA-Corps, NichtRegierungsOrganisationen sog. NGO’s und z. T. die Zivilbevölkerung behandelt. Darüber hinaus finden in der Ambulanz regelmäßige Sprechstunden statt mit einer Ausstattung vergleichbar einer deutschen Augenarztpraxis. Besonders häufig treten Entzündungen auf durch die klimatischen Belastungen wie Hitze und Staub sowie Infektionen wegen unzureichender Hygiene.

Zusammenfassfung: Das ISAF-Mandat endet 2014, vermutlich werden aber deutsche Soldaten und Sanitätspersonal noch länger im Einsatzland verbleiben im Rahmen des Truppenabzugs über Nordafghanistan sowie zur der Unterstützung der afghanischen Truppen (ITAAM – International Training Assistance and Advisory Mission).