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Frühjahrstagung der Sektion Antimykotische Chemotherapie 2017

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

17. - 18.03.2017, Bonn

Analyse klinisch relevanter Wechselwirkungen systemischer Antimykotika mit der Begleitmedikation in der Hämatologie

Meeting Abstract

  • corresponding author S. J. Lachenmayr - Klinikum der Universität München, Apotheke & Medizinische Klinik und Poliklinik III, München
  • H. Horns - Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München
  • D. Strobach - Klinikum der Universität München, Apotheke, München
  • K. Berger - Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München
  • H. Ostermann - Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG). Frühjahrstagung der Sektion Antimykotische Chemotherapie 2017. Bonn, 17.-18.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17sac14

doi: 10.3205/17sac14, urn:nbn:de:0183-17sac143

Published: March 13, 2017

© 2017 Lachenmayr et al.
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Hämatologische Patienten erhalten aufgrund ihres hohen Risikos für invasive Pilzinfektionen häufig eine Prophylaxe oder Therapie mit systemischen Antimykotika. Diese Arzneistoffe (AS) bergen ein hohes Interaktionspotential. Ziel des Projekts ist die Erfassung klinisch relevanter Wechselwirkungen (WW) systemischer Antimykotika mit der Begleitmedikation unter Praxisbedingungen als Grundlage zukünftiger Maßnahmen zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit im Rahmen eines Antifungal Stewardship (AFS)-Programms.

In einer retrospektiven Analyse wurden alle Patienten auf zwei hämatologischen Stationen identifiziert, die von 01–06/2016 systemische Antimykotika erhielten. Die Begleitmedikation wurde aus der Patientenkurve entnommen und mit Hilfe von Datenbanken [LexiInteract®, Drugdex®, Stockley’s®, YouScript®] und der aktuellen Fachinformation auf WW überprüft. Die Einstufung der klinischen Relevanz der WW erfolgte nach den Kriterien von LexiInteract (Schweregrad C: Monitoring nötig, D: Therapiemodifikation empfohlen, X: Kombination vermeiden). Die WW wurden deskriptiv ausgewertet nach Anzahl, Wirkstoff und Schweregrad.

Es wurden 75 Patienten identifiziert, die insgesamt 160 systemische Antimykotika erhielten. Begleitend zum Antimykotikum wurden Ø 11 (2–25) AS verordnet. Bei 126 (79%) der Verordnungen wurden insgesamt 386 klinisch relevante WW unterschiedlicher Schweregrade ermittelt. Voriconazol (VOR) und Posaconazol (POS) waren am häufigsten betroffen (Ø 3,09 WW bzw. 3,48 WW pro Verordnung). WW der Kategorie X traten insgesamt 16x auf. Als Kontraindikation wurde laut Fachinformation 5x die Kombination von VOR bzw. POS mit Simvastatin und 2x die Kombination von VOR bzw. POS mit Domperidon eingestuft. Häufige Kombinationen mit der Empfehlung einer Therapiemodifikation waren u.a. VOR bzw. POS mit Clarithromycin ohne Durchführung eines Therapeutic Drug Monitorings (9x) und die Kombination von POS-Suspension und Pantoprazol (5x).

Obwohl das hohe Interaktionspotential von systemischen Antimykotika, insbesondere der Azole, weithin diskutiert wird und als bekannt gelten darf, werden klinisch relevante WW, bis hin zu Kontraindikationen, im klinischen Alltag übersehen. Eine gezielte Schulung auf klinisch relevante WW muss deshalb Teil der Maßnahmen des AFS-Programms sein.