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Hyalozyten – Wächter der vitreoretinalen Grenzfläche
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Published: | June 2, 2025 |
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Hintergrund: Der Glaskörper spielt eine zentrale Rolle für die Formstabilität des Auges, die Lichtdurchlässigkeit sowie die metabolische und funktionelle Unterstützung der Netzhaut. Obwohl er nahezu zellfrei ist, enthält der Glaskörper mit den Hyalozyten spezialisierte Immunzellen, die für die Überwachung und den Stoffwechsel des Auges von großer Bedeutung sind. Trotz ihrer Entdeckung bereits im 19. Jahrhundert wurde das Verständnis ihrer genauen Funktion und immunologischen Bedeutung erst kürzlich erweitert. In diesem Vortrag fassen wir aktuelle translationale Forschungsergebnisse aus unserem Labor zusammen, welche die Rolle der Hyalozyten in der Glaskörperphysiologie und bei vitreoretinalen Erkrankungen untersuchen.
Ergebnisse: Hyalozyten sind an der embryonalen Glaskörperentwicklung, der physiologischen Rückbildung der Hyaloidgefäße, dem Stoffwechsel des vitreoretinalen Interface sowie der Synthese und dem Abbau von Glaskörperkomponenten beteiligt. Obwohl sie einige Ähnlichkeiten mit retinalen Mikroglia aufweisen, besitzen Hyalozyten eine spezifische molekulare Signatur und Funktionen. Neben ihrer Rolle in entzündlichen Erkrankungen wie der Uveitis, sind Hyalozyten insbesondere bei der Pathogenese vitreoretinaler Erkrankungen von Bedeutung. Hierzu zählen sowohl hyperzelluläre traktive Erkrankungen wie die proliferative vitreoretinale Retinopathie (PVR) und proliferative diabetische Vitreoretinopathie (PDVR) als auch paucizelluläre Erkrankungen wie das vitreo-makuläre Traktionssyndrom und Makulaforamina. Bei der PVR und PDVR modulieren Hyalozyten wichtige biologische Prozesse wie Entzündung, Blutgefäßneubildung und Erythrophagozytose durch die Expression von Molekülen, wie z.B. Interleukin-6, Angiopoietin-2 und Hämoxygenase 1. Zudem können Hyalozyten in Narben-bildenden Myofibroblasten transdifferenzieren und somit zur traktiven Komponente bei der PDR und PDVR beitragen.
Schlussfolgerung: Unsere Studien weisen darauf hin, dass Hyalozyten eine zentrale Rolle in der frühen Pathophysiologie vitreoretinaler Erkrankungen spielen, indem sie Zellmigration, -proliferation, Angiogenese sowie die Bildung von Membranen und vitreoretinalen Traktionen fördern. Eine frühzeitige therapeutische Intervention, die auf Hyalozyten abzielt, könnte den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Entstehung proliferativer vitreoretinaler Erkrankungen verhindern.