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Querschnittserhebung des ungeklärten ophthalmologischen Versorgungsbedarfs in einem sozialpädagogischen Zentrum
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Published: | June 2, 2025 |
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Hintergrund: Unkorrigierte Refraktionsfehler sind eine der häufigsten behandelbaren Ursachen für visuelle Beeinträchtigungen und Amblyopie. Bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung können sie unentdeckt bleiben und sind schwieriger zu behandeln. Ziel dieser Studie war die Erhebung des ungeklärten ophthalmologischen Versorgungsbedarfs im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD), einer Spezialambulanz für Kinder und Jugendliche mit erheblichen Entwicklungsauffälligkeiten, chronischen Erkrankungen und Behinderungen.
Methoden: Im Rahmen Querschnittserhebung im Zeitraum vom 01.08–26.09.24 füllten die Eltern der teilnehmenden Kinder einen standardisierten Fragebogen aus. Anschließend wurde die objektive Refraktion der Patienten mithilfe des plusoptiX S12R/S12C ermittelt. Auffällige Messergebnisse wurden mittels Retinomax Autorefraktormeter sowie durch Skiaskopie in Zykloplegie überprüft.
Ergebnisse: In diese Studie wurden 264 Patienten (m: 57,95%; w: 42,04%; Alter: 8 ± 6 Jahre) eingeschlossen. Der durchschnittliche Refraktionsfehler (sphärisches Äquivalent, SÄ) aus 517 durchgeführten Refraktionsmessungen betrug 0,29 ± 2,57 dpt (Min: -17 dpt, Max: +22dpt). 41 Patienten (15,5%) wiesen einen unversorgten Refraktionsfehler (SÄ -0,77 +/- 5,72 dpt, Min -17 dpt, Max +10 dpt) auf, hiervon 21 mit unentdecktem Refraktionsfehler und 20 Patienten mit absoluter Brillenunverträglichkeit. Ein signifikant höheres Risiko für eine Unterversorgung hatten Kinder, die sich nicht adäquat verbal ausdrücken können (Odds Ratio: 10,43; p<0,0001), sowie Kinder mit Zerebral- oder Tetraparese (Odds Ratio: 4,47; p=0,0009). Bei Kindern, die noch nie augenärztlich untersucht wurden (28,4%), zeigte sich trotz durchgeführter U-Untersuchungen ein signifikant erhöhtes Risiko für unentdeckte korrektionsbedürftige Refraktionsfehler (Odds Ratio: 0,26; p=0,0004). Im Rahmen dieser Studie wurde ein Patient (13 J) zur refraktivchirurgischen Versorgung sowie eine Patientin (10 J) zur Kontaktlinsenversorgung weitergeleitet.
Diskussion: Kinder mit schweren geistigen oder körperlichen Behinderungen haben ein erhöhtes Risiko für unterversorgte Refraktionsfehler. Visuelle Rehabilitation ist jedoch für diese Patienten entscheidend, um ihr Potenzial in der allgemeinen Entwicklung und sozialen Integration auszuschöpfen. Eine absolute Brillenunverträglichkeit führt zu anhaltend unkorrigierten Refraktionsfehlern. In solchen Fällen sollten Kontaktlinsenanpassungen oder refraktivchirurgische Eingriffe unter sorgfältiger Berücksichtigung aller relevanten Faktoren erwogen werden.