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Reversible Hemianopsie bei Hyperglykämie
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Published: | January 26, 2024 |
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Ein ungewöhnlicher Fall einer transienten homonymen Hemianopsie nach links in Verbindung mit Hyperglykämie bei Diabetes mellitus
Hintergrund: Dieses Abstract präsentiert einen ungewöhnlichen Fall einer transienten homonymen Hemianopsie nach links bei einem 28-jährigen Patienten, der mit Hyperglykämie aufgrund eines neu diagnostizierten Diabetes mellitus in Verbindung steht.
Fallbeschreibung: Ein 28-jähriger Patient wurde wegen plötzlicher Hemianopsie nach links und Gehstörungen in der Notaufnahme vorgestellt. Visus und Pupillenreaktion waren unauffällig. Eine neurologische Untersuchung wurde durchgeführt, und ein MRT des Schädels veranlasst, welches keine Hinweise auf eine akute Diffusionsstörung oder eine intracranielle Blutung erbrachte. Es zeigten sich lediglich bekannte Substanzdefekte rechts occipital bei Z.n. nach Cavernom-Blutung und im Kleinhirn rechts bei Z.n. operativer Entfernung eines Medulloblastoms. Weiterhin zeigten sich Substanzdefekte periventrikuläre bds., links zum einen eine zystische Veränderung und eine Läsion bei Z.n. Anlage einer Ventrikeldrainage und rechts am ehesten einem weiteren Cavernom entsprechend. Eine Progredienz oder Veränderung der zuvor beschriebenen strukturellen Läsionen zeigte sich, im Vergleich mit älteren Voraufnahmen, nicht. Die neurologische Untersuchung ergab keine weiteren Auffälligkeiten.
Befunde: VEP (Visuell evozierte Potenziale) zeigten eine grenzwertige P100-Latenz. Die Goldmann-Perimetrie bestätigte eine Hemianopsie nach links. Die Liquoruntersuchung ergab keine zytologisch malignitätsverdächtigen Zellen, und die Lumbalpunktion zeigte keine zelltypischen Elemente oder Tumorzellen. Die Laborwerte wiesen eine Hyperglykämie mit einem mittleren Blutzuckerspiegel von 297 mg/dl und einem HbA1c-Wert von 11,5% auf, so dass ein Diabetes mellitus neu diagnostiziert wurde.
Therapie und Verlauf: Überraschenderweise verbesserten sich die Symptome des Patienten bereits am Folgetag ohne therapeutische Interventionen. Obwohl der Patient subjektiv weiter eine leichte Einschränkung des Gesichtsfelds nach links angab, konnte dies in technischen Untersuchungen nicht mehr objektiviert werden. Der Patient begann eine antidiabetische Behandlung mit Jardiance 10 mg morgens.
Schlussfolgerung: Als wahrscheinlichste, bislang selten beschriebene Ursache einer reversiblen homonymen Hemianopsie stellte sich bei unserem Patienten unerwartet die Hyperglykämie bei neu diagnostiziertem Diabetes mellitus heraus. Dieser Fall verdeutlicht die Herausforderungen bei der Diagnose und Behandlung von Sehstörungen in Verbindung mit neurologischen Befunden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Neurologen und Endokrinologen ist entscheidend, um solche ungewöhnlichen Fälle angemessen zu bewerten und zu behandeln.