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Esotropie im Senium, Differentialdiagnose und Therapie
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Published: | January 26, 2024 |
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Hintergrund: Die Ätiologie von Esotropien, die jenseits des 50. Lebensjahres auftreten, kann häufig durch Zusammenschau der Anamnese und der sorgfältig erhobenen ophthalmologisch-orthoptischen Befunde ohne weiterführende Diagnostik geklärt werden. Gelegentlich ist zusätzlich die Hinzuziehung weiterer Befunde erforderlich. Insgesamt sind durch degenerative Prozesse des orbitalen Bindegewebes auftretende Fehlstellungen (Sagging-eye-Syndrom), abzugrenzen vom Heavy-eye-Syndrom bei hoher Myopie, von einer dekompensierenden Phorie, einer endokrinen Orbitopathie, einer Myasthenie, einer Myopathie, einer Abduzensparese, zerebellären Störungen und dem in dieser Altersgruppe selteneren Pseudotumor cerebri.
Methoden: Fallvorstellung und Literaturrecherche
Ergebnisse: Die Anamnese zum Auftreten der Doppelbilder und möglicher Begleitsymptome, die Beurteilung des Schielwinkels bei Nah- und Fernfixation und im Hinblick auf Inkomitanzen, die Untersuchung der Motilität insbesondere im Hinblick auf die Abduktionsfähigkeit sowie die Prüfung der Sakkaden sind wegweisend für die ätiologische Einordnung. Die Therapie ist abhängig von der Schielwinkelgröße. Kleinwinklige Stellungsabweichungen können häufig zunächst gut mit Prismen korrigiert werden. Jenseits von 12–14 Prismendioptrien ist in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand des Patienten ein operatives Vorgehen zu präferieren.
Schlussfolgerungen: Die Kenntnis der Pathophysiologie der Erkrankungen, die im höheren Lebensalter zur Esotropie führen können, insbesondere auch des Sagging-eye-Syndroms, ist für die zielgerichtete Diagnostik, die differentialdiagnostischen Überlegungen und für die Therapie wegweisend.