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184th Meeting of the Ophthalmologists of the Rhineland and Westfalia

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

28.01. - 29.01.2022, Bielefeld

Okuläre Gentherapie – chirurgische Aspekte und bisherige Erfahrungen

Meeting Abstract

  • Frank G. Holz - Bonn
  • B. Lorenz - Bonn; Gießen
  • J.P. Scholz - Bonn
  • K. Küpper - Bonn
  • L. Wirtz - Bonn
  • N. Cavriani - Bonn
  • R. Brinken - Bonn
  • M. Preising - Gießen
  • P. Herrmann - Bonn

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bielefeld, 28.-29.01.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rwa05

doi: 10.3205/22rwa05, urn:nbn:de:0183-22rwa053

Published: January 28, 2022

© 2022 Holz et al.
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Text

Ziel: Seit kurzem steht die subretinale Gentherapie mit Voretigen Neparvovec (VN, LuxturnaTM) bei Patienten mit IRD (Inherited Retinal Degeneration) durch biallelische Mutationen in RPE65 zur Verfügung. Wir berichten über die chirurgischen Aspekte und die Erfahrungen am Bonner Behandlungszentrum.

Methoden: Im Rahmen der Operation wird in Vollnarkose mittels 23-G-pars-plana-Vitrektomie (PPV) eine Ablösung der hinteren Glaskörpergrenzmembran induziert, wobei bei den zumeist jungen Patienten mit anliegender hinterer Glaskörpergrenzmembran die Anfärbung mit verdünntem Triamcinolon sowie die Nutzung eine Scrapers hilfreich sein kann. Die Injektion von VN in den subretinalen Raum erfolgt über eine Teflon Kanüle (innerer Durchmesser 41 G), wobei in der Regel ein Volumen von 300 µl injiziert wird. Nach Inspektion der peripheren Netzhaut unter Eindellen über 360 Grad erfolgt ein Flüssigkeits-Luftaustausch. Bis zur Resorption des subretinalen Medikaments lagert der Patient für 24 Stunden in flacher Rückenlage. Die perioperative immunmodulatorische Therapie erfolgt mit oralen Steroiden entsprechend den Empfehlungen der deutschen Fachgesellschaften (dog.org/wp-content/uploads/2019/03/Luxturna-Stellungnahme -19_02_22.pdf) und des Herstellers. Retinale Bildgebung inkl. SD-OCT, BlaulichtFundusautofluoreszenz (BAF) und Nahinfrarot-Reflektion (NIR). Analyse der Bleb-Lokalisation anhand intraoperativer Fundusbilder. Funktionelle Messungen: Visus und Low-luminance Visus (LLV) mit ETDRS; Goldmann-Perimetrie, Mikroperimetrie, Chromatischer Fullfield Stimulus Test (FST), chromatische Dunkeladaptation und skotoptische und photopische 2-Farben-Perimetrie. Die Ergebnisse mit Standardverfahren werden als Post-Authorisation-Safety-Study (PASS) im PERCEIVE-Register erfasst.

Ergebnisse: Eine 23-G-3-Port-PPV mit subretinaler Injektion von VN wurde bisher bei 18 Patienten/27 Augen (mittl. Alter bei OP 28 Jahre, Spanne 7–39 Jahre) durchgeführt. Nachbeobachtungzeit Stand 1/2022: Median 6 MonatSpanne 1–21 Monate. Die Lokalisation des Blebs war in der Regel nicht sicher vorhersagbar, damit auch nicht die Miteinbeziehung der fovealen Netzhaut. Ein iatrogenes Makulaforamen wurde bislang in keinem Fall beobachtet. Bei 3 Augen wurde am Ende der Operation ein umschriebener peripherer Netzhautriss detektiert, welcher mittels Laser- oder Kryoretinopexie und Luft/SF6-Gastamponade ohne weitere Komplikationen versorgt wurde. Bei drei Patienten wurde simultan eine vorbestehende Katarakt mittels Phakoemulsifikation und Hinterkammerlinse operiert.

Die operativen Schritte werden anhand von OP-Videos veranschaulicht und die funktionellen Ergebnisse zusammengefasst.

Umschriebene Atrophien im Bereich der Punktionsstelle/Retinotomie wurden bei einem Teil der Augen beobachtet. Bei 7 Augen von 5 Patienten wurden außerdem neue Atrophieareale bzw. eine Vergrößerung vorbestehender Atrophieareale außerhalb des Blebs beobachtet.

Schlussfolgerungen: Die okuläre VN-Gentherapie erfolgt über einen mittlerweile weitgehend standardisierten, sicheren operativen Eingriff mit subretinaler Applikation. Die funktionellen Ergebnisse in unserer Kohorte entsprechen in etwa den bisher berichteten Daten der Gentherapie mit VN bei Patienten mit IRD durch biallelische Mutationen in RPE65. Atrophieentwicklungen bei einem Teil der Patienten unterstreichen die Wichtigkeit eines eingehenden intra- und postoperativen Monitorings von Morphologie und Funktion. Die Mehrzahl der Patienten profitierten objektiv und subjektiv von der verbesserten Empfindlichkeit vor allem der Stäbchen unter reduzierten Beleuchtungsbedingungen.