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184th Meeting of the Ophthalmologists of the Rhineland and Westfalia

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

28.01. - 29.01.2022, Bielefeld

Aktuelle Therapieoptionen bei nicht-infektiöser Uveitis: Update Biologika und small molecules

Meeting Abstract

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  • Karoline Baquet-Walscheid - Münster

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 184. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bielefeld, 28.-29.01.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rwa04

doi: 10.3205/22rwa04, urn:nbn:de:0183-22rwa045

Published: January 28, 2022

© 2022 Baquet-Walscheid.
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In den letzten Jahren haben sich die potentiellen Therapieoptionen der nicht-infektiösen Uveitis im Kindes- und Erwachsenenalter deutlich erweitert. Zugelassen zur Uveitistherapie sind aktuell zwar lediglich Ciclosporin A sowie Adalimumab (Ada) als einziges Biologikum, die klinische Erfahrung sowie eine mittlerweile umfangreiche Datenlage zu anderen Biologika zeigen jedoch, dass auch weitere Präparate erfolgversprechende Therapieansätze darstellen. Dieser Beitrag gibt ein Update zu verschiedenen aktuellen Fragestellungen im Rahmen der Biologikatherapie und weist auf die sehr vielversprechende Option der Januskinase-Inhibitoren hin.

Im Rahmen einer Ada-Therapie sind verschiedene Punkte zu beachten. Aus wirtschaftlichen Gründen sind Augenärzte inzwischen gehalten, primär Ada-Biosmilars zu verordnen, entsprechende Zulassungsstudien zur Uveitis existieren jedoch nicht. Verschiedene retrospektive Analysen zur Thematik lassen jedoch schlussfolgern, dass aktuelle Biosimilar-Präparate ebenfalls zur Therapie der Uveitis im Erwachsenenalter geeignet sind bei vergleichbarer Effektivität in Bezug auf Schubfrequenz, Begleitmedikation und Effekt auf ein uveitogenes Makulaödem. Ein weiterer klinisch relevanter Punkt in der Ada-Therapie ist die Möglichkeit des pharmakologischen Monitorings bei primärem oder sekundärem Therapieversagen. Hierbei ist vor allem die Entwicklung neutralisierender Anti-drug-Antikörper (nAb) von Bedeutung. Bei der Uveitis im Kindesalter ist der Zusammenhang zwischen einem Therapieversagen und dem Nachweis von nAb gut belegt, ebenso die Tatsache, dass sich diese bei gleichzeitiger MTX-Einnahme signifikant seltener entwickeln. Bei Erwachsenen ist die Datenlage hierzu heterogener, jedoch inhaltlich vergleichbar. Bei sekundärem Therapieversagen und Nachweis hochtitriger nAb existieren verschiedene Therapieoptionen, in der Regel muss jedoch das Präparat gewechselt werden.

Weitere Präparate, die in einem solchen Fall zur Anwendung kommen können, sind Tocilizumab oder Interferone (überwiegend Interferon alpha). Zum Einsatz von Tocilizumab bei verschiedenen Uveitisentitäten im Kindes- und Erwachsenenalter existieren gute, überwiegend retrospektive Daten, die eine hohe Effektivität auf Uveitisaktivität und Makulaödem zeigen. Die Datenlage zu Interferonen ist weniger umfangreich, jedoch können auch diese Präparate (beispielsweise pegyliertes Interferon alpha2a) zur Behandlung von Uveitiden und uveitisassoziierten Makulaödemen zum Einsatz kommen mit guten Erfolgsaussichten. Bei beiden Wirkprinzipien handelt es sich jedoch um einen Off-label-Einsatz.

Neuestes Wirkprinzip, welches in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich breitere Verwendung im Bereich der Uveitistherapie finden wird, sind die Januskinase- (JAK-) Inhibitoren. Hierbei handelt es sich um oral einzunehmende Substanzen aus dem Spektrum der sog. small molecules, die in wichtige zelluläre Signaltransduktionsprozesse eingreifen und dadurch zur Minderung der Entzündung führen. Verschiedene JAK-Inhibitoren sind zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, SpA oder chronisch entzündlicher Darmerkrankungen zugelassen. In der augenheilkundlichen Literatur sind bislang nur einzelne Fallserien publiziert, die jedoch (wie auch persönliche Beobachtungen im klinischen Alltag) eine hohe Effektivität auch bei Uveitiden zeigen. Entsprechend kann vermutet werden, dass diese Substanzgruppe in den kommenden Jahren erhebliche Bedeutung in der Uveitistherapie erlangen wird.