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SALUS – Selbsttonometrie und Datentransfer in der Glaukomversorgung
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Published: | January 29, 2021 |
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Hintergrund: Ein-Tages-Tensio-Profil (TTP) ist bei Glaukompatienten wichtiger Bestandteil der Diagnostik, um u.a. Schwankungen des intraokularen Drucks (IOD) und IOD-Spitzen aufzuzeigen. Eine stationäre Durchführung ist jedoch mit einem hohen Aufwand für die Patienten und die durchführenden Kliniken verbunden. Mittlerweile existieren IOD-Messgeräte, die eine eigenständige IOD-Messung durch den Patienten zu Hause ermöglichen. Die Etablierung einer neuen Versorgungsform, die dem Patienten eine Selbstmessung im häuslichen Umfeld ermöglicht, ist daher wünschenswert. Ferner ist aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Telemedizin - gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie - eine stärkere Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen anzustreben. Eine neu zu etablierende Versorgungsform sollte diesen Ansprüchen gerecht werden.
Methoden: In einer prospektiven randomisiert-kontrollierten unverblindeten Studie sollen 1.980 Patienten mit einer Indikation für ein TTP durch den behandelnden niedergelassenen Augenarzt eingeschlossen werden. Nach einer Randomisierung erfolgt eine Zuordnung in die Interventions- oder Kontrollgruppe (990 Patienten je Gruppe). Die Interventionsgruppe führt eine Selbsttonometrie mittels iCare Home® durch, während die Kontrollgruppe ein stationäres TTP erhält. Es werden medizinische (Augeninnendruckwerte, Ergebnisse der Gesichtsfelduntersuchungen, Nervenfaserschichtdicke, Randsaumvolumen und -fläche, 24h-RR-Werte), ökonomische (Leistungsinanspruchnahme, Kosten, Tage der Arbeitsunfähigkeit, Krankengeldtage) und patientenorientierte (Lebensqualität, Patientenzufriedenheit) Ergebnisgrößen dokumentiert und evaluiert.
Ergebnisse: In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) konnte eine elektronische Fallakte, auf die alle Akteure der Studie (niedergelassene Augenärzte, Augenkliniken und Patienten) Zugriff haben, erstellt werden. Es konnten mehrere große Krankenkassen und bereits viele Augenarztpraxen zur Teilnahme an der Studie motiviert und erste Patienten eingeschlossen werden.
Schlussfolgerung: Die neue Versorgungsform könnte nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den Versorgungsbereichen und Leistungserbringern fördern, sondern auch die Compliance durch Einbindung des Patienten in seinen gesamten Krankheitsverlauf erhöhen. Bei positiver Evaluation kann die Versorgungsqualität durch frühzeitige Anpassung der Glaukomtherapie bei Druckschwankungen und -spitzen verbessert werden, wodurch großflächige Gesichtsfeldausfälle verhindert und größere Operationen vorgebeugt werden könnten.