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Prävalenz und Inzidenz diabetischer Augenerkrankungen in Europa – eine systematische Literatursuche und Meta-Analyse
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Published: | February 12, 2019 |
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Hintergrund: Diabetische Augenerkrankungen sind die häufigste Ursache für schwerwiegende Sehbehinderung und Erblindung in der erwerbsfähigen europäischen Bevölkerung. Um eine adäquate Planung der ophthalmologischen Versorgung bei kontinuierlich steigender Diabeteshäufigkeit zu gewährleisten, ist es sinnvoll, die Häufigkeit diabetischer Augenerkrankungen in Europa zu untersuchen.
Methoden: Eine systematische Literaturrecherche zu Prävalenz und Inzidenz der diabetischen Retinopathie (DR) und des diabetischen Makulaödems (DMÖ) in Europa wurde in PubMed, Embase und Web of Science durchgeführt. Es wurden Studien, in denen Personen mit Typ 1 oder Typ 2 Diabetes mellitus (DM) aus der primären Gesundheitsversorgung untersucht wurden, eingeschlossen. Die Literatursuche wurde gemäß der Meta-analysis of observational studies in epidemiology (MOOSE)-Guidelines durchgeführt. Für die Meta-Analyse der Prävalenz- und Inzidenzdaten wurden Random-Effects-Modelle verwendet.
Ergebnisse: 38 bevölkerungsbasierte Studien mit Prävalenz und 4 mit Inzidenz-Daten zur DR wurden in eine Meta-Analyse eingeschlossen. Die gepoolte Prävalenz einer diabetischen Augenerkrankung lag bei 27,4% (95% KI: 24,5-30,6%). Insgesamt hatten 2,4% (95% KI: 1,8-3,1%) eine proliferative DR (PDR). Die gepoolte Prävalenz des DMÖ lag bei 3,7% (95% KI: 2,2-6,2%). Insgesamt zeigte sich unter Personen mit Typ 1 DM verglichen mit Typ 2 DM eine signifikant höhere Prävalenz einer DR (OR: 3,6; 95% KI: 2,4-5,3; p<0,01) und insbesondere einer PDR (OR: 6,9; 95% KI: 3,3-14,1; p<0,01). Die gepoolte mittlere jährliche Inzidenz einer DR lag bei 4,6% (95% KI: 2,3-8,8%). Ca. 4 Millionen Europäer sind schätzungsweise von einer diabetischen Augenerkrankung betroffen. Diese Zahl wird bis 2050 aufgrund der Bevölkerungsalterung und einer steigenden Prävalenz von DM voraussichtlich um 30% ansteigen.
Schlussfolgerung: Ein Viertel aller Europäer mit DM zeigt Zeichen einer diabetesbedingten Augenerkrankung, davon besteht bei wiederum etwa einem Viertel eine Behandlungsbedürftigkeit aufgrund einer fortgeschrittenen Erkrankung. Da die Zahl der Personen mit DM in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen wird, sollte die ophthalmologische Versorgung entsprechend ausgerichtet werden.