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180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26. - 27.01.2018, Düsseldorf

Die akute retinale Nekrose (ARN) – erstes Symptom einer HIV-Infektion?

Meeting Abstract

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  • M. Gök - Essen
  • N. Bornfeld - Essen

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 180. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Düsseldorf, 26.-27.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rwa025

doi: 10.3205/18rwa025, urn:nbn:de:0183-18rwa0259

Published: January 25, 2018

© 2018 Gök et al.
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Einleitung: Die akute retinale Nekrose (ARN) kann gesunde Menschen jeden Alters betreffen, bei der zumeist nur ein Auge betroffen ist. Allerdings gibt es Ähnlichkeiten zu den klinischen Verläufen von Patienten mit HIV bei dem es zumeist zum Befall beider Augen und schnelleren Progression mit einer damit verbundenen sehr schlechten Visusprognose mit Erblindung beider Auge führen kann. Daher ist eine schnelle Diagnosefindung und ein Ausschluss einer HIV hier nicht nur essentiell für die Visusprognose, sondern auch von entscheidender Bedeutung für die Einleitung einer systemischen antiviralen Therapie einer HIV, was insgesamt zu einer Verbesserung sekundärer Infektionen und damit der Lebensqualität führen kann. Im Folgenden werden klinisch 4 Patienten ohne anamnestisch bekannte Immunschwäche oder einer bekannten HIV-Infektion, die sich initial mit einer unklaren Vitritis und Retinitis in unserer Klinik zur weiteren Abklärung und Therapie vorstellten, dargestellt.

Methodik: Retrospektive Vorstellung von 4 klinischen Patientenfällen mit einer unklaren Vitreoretinitis bei denen anamnestisch keine Immunschwäche und Vorerkrankungen bekannt waren. Alle Patienten im Durchschnittsalter von 45 Jahren wiesen einen akuten Visusverslust initial auf einem Auge auf. Bei allen Patienten erfolgte neben einer serologischen Abklärung eine Vorderkammerflüssigkeitspunktion zum Ausschluss einer viralen Genese. Zudem erfolgte bei jedem dieser Patienten ein HIV Test.

Ergebnisse: In allen Fällen stellten sich die Patienten mit einer akut einsetzenden Visusminderung auf 0,1 und schlechter auf dem betroffenen Auge vor. Alle zeigten einen leichten Vorderkammerreizzustand (Zellen+) mit positivem Tyndalleffekt. Der Glaskörper wies bei 3 Patienten eine deutliche Trübung mit dichtem Zellbefund auf. Auf der Netzhaut zeigten sich besonders bei 3 Patienten in 2 Netzhautquadranten weißlich – gräuliche Infiltrationsareale mit streifigen Blutungen auf. Die Vorderkammerpunktion ergab in 3 Fällen den Nachweis eines Zytomegalievirus (CMV). Die zusätzliche serologische Abklärung erbrachte in 2 Fällen den zusätzlichen Nachweis einer Lues. Der zusätzlich durchgeführte HIV-Test war bei allen Patienten überraschenderweise positiv, was zuvor nicht bekannt war. In einem Fall kam es im Verlauf zu mehrfachen Netzhautablösungen, die mittels mehrfacher pars plana Vitrektomien und schließlich einer Silikonöltamponade versorgt wurde. Rezidive einer reaktivierenden ARN trat in einem Fall auf.

Diskussion: Eine unklare Retinitis mit den Zeichen einer akuten retinalen Nekrose (ARN) können erste Hinweise für das Vorliegen einer HIV-Infektion geben und sollten bei schlechter Visusprognose mit Erblindungsgefahr und weiterer therapeutischer Konsequenzen schnell abgeklärt und eine gezielte antivirale Therapie eingeleitet werden. Die Vorderkammerpunktion kann in solchen Fällen mit geringem operativen Aufwand eine schnelle Diagnostik viraler Erreger herbeiführen und auch richtungsweisend für das Vorliegen einer HIV-Infektion sein.